Von der Pächterin des Gasthofs Traube in Mühleberg, über den ersten Leiter des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) bis zum Gesamtprojektleiter Stilllegung KKM: Zehn Frauen und Männer heissen die Besucherinnen und Besucher im neu gestalteten Infozentrum vor den Toren des KKM willkommen. Sie erzählen in der erlebnisorientierten Ausstellung (siehe Box unten), welche Beziehung sie zum KKM haben. Und zum Schluss des Rundgangs äussern die Gastgeberinnen und Gastgeber des Infozentrums in einem Video ihre Wünsche und Ideen, was 2034, wenn der Rückbau des KKM abgeschlossen sein wird, auf dem Areal entstehen soll.
Es sei schwierig, heute schon abzuschätzen, was in der in der Zukunft mit dieser Umgebung und dem KKM-Areal mal geschehen soll, betont Martin Saxer, aktueller Leiter des KKM. «Man kann sich einerseits eine grüne Wiese vorstellen. Anderseits könnte man für die gute, bereits vorhandene Infrastruktur eine Alternative suchen.» Eine solche Alternative wünscht sich René Maire, Gemeindepräsident von Mühleberg. Er könnte sich erneut einen Ort vorstellen, an dem Strom produziert wird. «Es ist mein Anliegen, dass hier dereinst etwas entstehen wird, das uns hilft, in Zukunft unsere Energieprobleme zu lösen.» So sieht es auch der erste Leiter des KKM, der auch heute noch ein Verfechter der Kernkraft ist. Der Vorschlag von Hans-Rudolf Lutz, ein Kernkraftwerk der neuesten Bauart zu erstellen, dürfte es aber wohl schwer haben.
Bienenzuchtanlage oder neues Kraftwerk
Konkrete Gedanken über die Zukunft des Areals hat sich Heinrich Hügli gemacht. Der Zimmermeister und Architekt, der als Chef-Bauleiter für den Bau sämtlicher KKM-Gebäude von 1967 bis 1972 mit bis zu 300 Leuten im Einsatz stand, hat ein entsprechendes Dokument verfasst. «Ich habe drei Vorschläge für die Weiternutzung des KKM-Areals», sagt Hügli. «Erstens: ein Schnitzelholzkraftwerk; zweitens: ein Ausbildungszentrum für Fachleute von historischen Bauten und drittens: der Bau einer Bienenzuchtanlage.» Etwas offener formuliert Anna Böhm, Fachkraft Hausdienste KKM, ihren Wunsch. «Was hier im Jahr 2034 einmal entstehen wird, wissen wir heute noch nicht. Ich hoffe aber, dass es uns einen Mehrwert bringen wird.»
Auch Stefan Klute, Gesamtprojektleiter Stilllegung KKM, betont, dass man heute noch nichts über die Nachnutzung des Areals sagen könne. Für ihn ist aber klar: «Wenn die Zäune mal weg sind, wünsche ich mir, dass ich mit meinen Kids hier einfach mal Fussballspielen kann.»
Schwimmbad oder Bikepark
Hoch im Kurs bei den Gastgeberinnen und Gastgeber des neuen Infozentrums ist der Bau eines Schwimmbads am Ort des heutigen Kernkraftwerks. «Wenn das KKM mal demontiert ist, wünsche ich mir eine schöne Freibad-Anlage für alle Mühlebergerinnen und Mühleberger», sagt Peter Maffioli. Der ehemalige Schichtarbeiter im KKM wohnt noch heute im Steinriesel-Quartier, das auch unter dem Namen «Atom-Dörfli» bekannt ist. Ebenfalls eine Badi, «von der aus man direkt in die Aare schwimmen gehen kann», stellt sich Rachel Grädel vor. Sie ist Lernende bei der BKW und wohnt in Mühleberg. Ins gleiche Horn stösst Miranda Escher. «Eine Badi mit diversen Wasserrutschbahnen, mit einem Springturm oder einem Plutoniumwirbel als Erinnerung an das KKM wäre cool», sagt die Pächterin des Gasthofs Traube in Mühleberg. Schliesslich erwähnt auch Thomas Kissling, langjähriger Arzt für das KKM, die Aare als Badeort. Ihm schwebt jedoch nicht nur eine Badi, sondern auch ein Bike-Park vor. «Schon jetzt gibt es hier einen wunderschönen Wald mit schönen Bike-Trails», weiss er.
Ob Schwimmbad, Bikepark, Bienenzuchtfarm oder sogar einem neuen Kraftwerk: Die Zukunft wird zeigen, was auf dem heutigen KKM-Areal dereinst entstehen wird.
Infozentrum
Nach 47 Jahren Leistungsbetrieb hat die BKW das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) am 20. Dezember 2019 für immer abgeschaltet. Die BKW hat die Abschaltung zum Anlass genommen, um das Infozentrum vor den Toren des KKM neu zu gestalten. In der erlebnisorientierten Ausstellung auf rund 200 Quadratmetern erhalten die Besucherinnen und Besucher einen Einblick in die Geschichte des KKM, können den Abschaltmoment nochmals Revue passieren lassen und erfahren Wissenswertes über das mehrjährige Projekt Stilllegung sowie den Rückbau der Anlage. Interessierte erfahren ausserdem auf spielerische Weise, welcher Beschäftigung die Mitarbeitenden im Kraftwerk nachgehen und was die Stimmen aus der Region über das Kernkraftwerk und die Zukunft des Areals sagen.