Die Versorgung mit Elektrizität basiert auf zwei Hauptpfeilern: Verfügbarkeit von Strom und stabile Netze. Ende Winter ist die Gefahr einer Strommangellage am grössten, weil die Schweiz dann auf Importe angewiesen ist und die Stauseen bereits geleert wurden. Wenn die Importmöglichkeiten dann reduziert sind und gleichzeitig inländische Kraftwerke ausfallen, kann es kurzfristig zu Engpässen in der Schweizer Stromversorgung kommen. Vor diesem Winter schien die Gefahr für solche Engpässe angesichts der angespannten Lage auf den internationalen Energiemärkten besonders gross zu sein.
BKW hält Wasser für Ende Winter zurück
Für die Überbrückung von solchen Situationen hat der Bund eine Wasserkraftreserve eingerichtet. Diese ist eine Art Versicherung, sollte zu einem Zeitpunkt mehr Strom verbraucht werden, als vorhanden ist. Wasserkraftbetreiber verpflichten sich, für die Reserve Wasser in den Speicherseen zurückzuhalten, welches im Krisenfall während wenigen Wochen abgerufen werden könnte.
Die BKW macht, als eine der grössten Wasserkraftproduzentinnen der Schweiz, bei der Wasserkraftreserve mit und hält für den Fall eines kurzfristigen Engpasses einen Teil ihres Wassers zurück. Mittelfristig plant die BKW zudem ihre Wasserkraftproduktion – insbesondere im Grimselgebiet – auszubauen.
Die BKW hat Engpässe im Übertragungsnetz der Swissgrid entschärft
Der aus den grossen Stauseen und Pumpspeicherwerken in den Schweizer Alpen produzierte Strom kann jedoch nicht immer vollständig bis ins Mittelland transportiert werden. Denn die Transportkapazität des Übertragungsnetzes ist auf 220 Kilovolt (kV) beschränkt.
Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit hat der Bundesrat diese Beschränkung temporär aufgehoben: Zwischen Januar und April 2023 dürfen die Transportkapazitäten der Hochspannungsleitungen um fast 75 Prozent auf 380 Kilovolt erhöht werden, damit im Falle einer Strommangellage zusätzlicher Strom von den Alpen ins Mittelland fliessen kann.
Die Swissgrid Übertragungsnetzleitungen zwischen Bickigen und Chippis sowie zwischen Bassecourt und Mühleberg sind daher sowohl aus technischer als auch aus betrieblicher Sicht für eine mögliche Spannungserhöhung aufgerüstet worden.
Die technische Umsetzung des Leitungsausbaus und die Installation zusätzlicher Trafos erfolgte grösstenteils unter der Leitung der BKW. Insgesamt hat die BKW Planer-Leistungen in der Höhe von fünf Millionen Franken in dieses Projekt investiert – und damit einen grossen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz geleistet.
Notstromaggregate für die Stabilisierung des Stromnetzes
Nicht nur bei der Verstärkung des Stromnetztes, auch bei dessen Stabilität hilft die BKW mit, die Versorgungssicherheit zu stärken. Um das Stromnetz stabil zu halten, müssen die Stromproduktion und der Stromverbrauch zu jedem Zeitpunkt ausgeglichen sein. Für diese Aufgabe benötigt die nationale Netzgesellschaft Swissgrid flexible Leistung, welche sie abrufen kann, falls sich eine Unausgeglichenheit abzeichnet.
Eine Möglichkeit, diese flexible Leistung bereitzustellen, sind virtuelle Reservekraftwerke, zusammengestellt aus Notstromaggregaten von verschiedenen Unternehmen. Die BKW ist eine der vom Bund ausgewählten Partnerinnen für den Aufbau eines solchen virtuellen Reservekraftwerks. Dazu bündelt (aggregiert) die BKW die Notstromaggregate, die von ihren Besitzerinnen und Besitzern freiwillig gegen eine Entschädigung zur Verfügung gestellt werden. Dadurch kann sie der Swissgrid einen Teil der erforderlichen Leistung zur Stabilisierung der Stromnetze anbieten. Die BKW ist bereits mit 20 Besitzern von Notstromaggregaten im Gespräch und könnte damit potenziell 80 MW Leistung für Stresssituationen zur Verfügung stellen.
Fazit: Gut vorbereitet in die zweite Winterhälfte
Die Schweiz geht in Sachen Stromversorgung also gut vorbereitet in die zweite Hälfte des Winters. Möglich wurde dies einerseits dank den beschriebenen Massnahmen der BKW sowie durch weitere vom Bundesrat eingeführte Instrumente. Andererseits tragen auch die bisher milden Temperaturen zur teilweise entspannten Lage bei – sowie die Tatsache, dass die Kernkraftwerke in Frankreich mehr Strom produzieren als erwartet und die Gasspeicher in Deutschland gut gefüllt sind.