Der Mont-Soleil liegt etwas nördlich von Saint-Imier BE. Mit 1289 Metern über Meer ist er der höchste Punkt des Höhenzugs der Montagne du Droit. Und er ist der Arbeitsort von Susanne Niederhauser (53). Seit 2023 ist die gebürtige Thunerin auf dem Mont-Soleil als Besucherführerin im Einsatz. Teilzeit, denn eigentlich betreibt sie mit ihrem Mann etwa zehn Minuten entfernt einen Bauernhof mit Milchkühen. «Die Solarenergie war Neuland für mich, vor der ersten Führung musste ich zu Hause ordentlich lernen.»
Inzwischen kann sie routiniert Auskunft zu Fragen geben wie: Wie funktioniert Solarenergie? Was ist eine Solarzelle? Woraus sind Solarzellen gemacht? «Das Grundwissen sitzt, aber natürlich bin ich noch nicht ganz so weit wie manche meiner Kolleginnen und Kollegen, die bereits seit 20 Jahren dabei sind!» Zur Not kann sie in ihrem 30-seitigen Ordner, den sie bei jeder Führung dabeihat, Fakten nachschlagen.
Der Job mache ihr wahnsinnig Spass, schwärmt Susanne Niederhauser. «Leute empfangen, Wissen weitergeben, eine Gruppe führen – das ist sehr befriedigend.» Sie sei jeweils schon eine Viertelstunde vor Beginn der Führung auf dem Berg. «Ich geniesse diese Zeit sehr. Da oben herrscht eine wunderbare Ruhe. Ausser Vogelgezwitscher ist nichts zu hören. Und ich freue mich dann jeweils, wenn ich die Besucherinnen und Besucher hochkommen sehe.»
Strom für rund 120 Haushalte
In Betrieb genommen wurde das Sonnenkraftwerk 1992, als seinerzeit grösstes Photovoltaik-Kraftwerk Europas. «Heute ist der Mont-Soleil das grösste Zentrum für erneuerbare Energien in der Schweiz», betont Susanne Niederhauser. Die 4575 Quadratmeter Solarzellen, die sich auf 20’000 Quadratmeter Land befinden, decken in etwa den jährlichen Stromverbrauch von rund 120 Haushalten.
Erstaunlich sei, dass immer noch die gleichen Solarpanels wie vor 32 Jahren im Einsatz seien. «Und sie erzeugen immer noch genügend Strom! Der Produktionsverlust beträgt lediglich 0,07 Prozent. Das ist sehr wenig.» Allerdings ist geplant, die Photovoltaikmodule in näherer Zukunft schrittweise zu ersetzen. Damit soll die Leistung von 560 auf über 1000 Kilowatt-Peak gesteigert werden. Ein Beitrag zu einer Zukunft mit mehr erneuerbarer Energie in der Schweiz.
Betrieben wird der Solarpark auf dem Mont-Soleil von der BKW. Führungen buchen können nicht nur Schulklassen, sondern auch andere Gruppen und Individualpersonen. Auf dem informativen Rundgang kann die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom live miterlebt werden. «Viele fragen dabei, ob sie die Solarzellen anfassen dürfen. Die Antwort lautet: Nein!»
«Sie werden bei schönem Wetter so heiss, dass man darauf Eier braten könnte.» Entsprechend gebe es auch eine Warnung beim Tor, die es ernst zu nehmen gelte. Eine Führung durch das Solarkraftwerk dauert rund eine Stunde. Sie lässt sich auf Wunsch auch mit einem Besuch des Windkraftwerks Mont-Crosin kombinieren, das man ebenfalls geführt besichtigen kann. Der Rundgang verlängert sich dadurch auf etwa eineinhalb Stunden.
«Letztes Jahr hatten wir auf dem Mont-Soleil 6711 Besucherinnen und Besucher. Das sind 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Interesse an erneuerbaren Energien nimmt zu», sagt Susanne Niederhauser. 80 Prozent der Interessierten stammen dabei aus der Deutschschweiz, der Rest kommt hauptsächlich aus dem Welschland. «Manchmal sind aber auch Besucherinnen und Besucher aus Nachbarländern dabei.» Auf spezielle Momente angesprochen, meint Susanne Niederhauser: «Einmal ist ein Jodelklub mit der Pferdekutsche vorgefahren. Hochzeiten haben wir jedoch noch keine durchgeführt.»
Auf dem Mont-Soleil, der das ganze Jahr geöffnet ist, sei es bei jedem Wetter schön, unterstreicht sie. Dass dort erneuerbare Energie aus Sonnen- und auch Windkraft erzeugt wird, findet sie grossartig. Ein weiterer Pluspunkt: Weil die Solarmodule erhöht sind, kann das Land darunter landwirtschaftlich genutzt werden. «Im Sommer grasen dort Schafe», so Susanne Niederhauser. Ihr Lebensraum bleibt also erhalten.
Ein weiteres Highlight auf dem Mont-Soleil: Seit 2023 beherbergt er eine weltweit einzigartige Benchmark-Anlage für Photovoltaikmodule. «Sechs Module von fünf verschiedenen Herstellern laden jede Minute ihre Daten auf pv-bench.ch hoch. Privatpersonen können von zu Hause aus verfolgen, welches Modul bei welchen Bedingungen am besten performt.» Spannend – genau wie der Ausflug selbst.