Wie BKW Mitarbeitende Nachhaltigkeit leben
Thomas, der Ökofonds und die Feuchtmulden
«Als Kraftwerksbauer bist du bei den Umweltverbänden eher der Buhmann», sagt Thomas Richli, Leiter Projektmanagement Hydro bei der BKW und Geschäftsführer des BKW Ökofonds. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: «Seit ich beim Ökofonds bin, hat sich mein Draht zu den Umweltverbänden deutlich verbessert», sagt er. Seit über 20 Jahren fliesst rund ein Rappen pro verkaufte Kilowattstunde «naturemade star»-Strom in den Fonds. 2,5 Millionen Franken stehen so pro Jahr für Naturschutzprojekte zur Verfügung. Viermal im Jahr wählt das Lenkungsgremium geeignete Vorhaben aus. «Natürlich sprechen wir auch mit anderen Fonds und finanzieren bei Naturschutzprojekten mit», so Thomas.
«Seit ich beim BKW Ökofonds bin, hat sich mein Draht zu den Umweltverbänden deutlich verbessert.»
Mitten in einem dieser Projekte treffen wir den Ökofonds-Geschäftsführer zur Ortsbegehung. Das Projekt «Schwarzhäusern» liegt direkt an der Aare, umgeben von einem Naturschutzgebiet, bewirtschafteten Flächen und an der durch das BKW Wasserkraftwerk entstandenen Aufstauung. Die naturnahe Staustrecke bietet Wasservögeln, Amphibien und seltenen Pflanzen einen Lebensraum. Nebst anderen Massnahmen wurden zwei mit Aarewasser geflutete Feuchtmulden eingerichtet. Ein typisches Beispiel für die Zusammenarbeit: Der Kanton Bern hat das Projekt initiiert, die BKW stellt das Land zur Verfügung, der Bereich Hydro hilft mit und der Ökofonds bezahlt. Künftig möchte Thomas mehr eigene Ökofonds-Projekte umsetzen. Bei der Suche nach geeigneten Plätzen helfen Ingenieurbüros und die BKW Immobilienabteilung. «Es ist gut, dass wir so viel Land haben», sagt Thomas. «Es könnte sonst Jahre dauern, bis wir die Eigentümer überzeugt haben.»
Wie er es privat mit der Nachhaltigkeit hält? «Zuhause heize ich mit einer Erdsonden-Wärmepumpe und ich schaue im Garten darauf, das ich einheimische Pflanzen setze, keine Neophyten.»
Philip, das swisspro-Team und der Fassadenlüfter
Früher eine Lokfabrik, heute ein Einkaufszentrum, in Zukunft Lebensraum: Auf dem Lokwerk in Winterthur wird gebaut. Bis Sommer 2023 entstehen auf dem Einkaufszentrum drei neue Stockwerke in Holzbauweise. Spätestens in einem Jahr sollen dort 60 Wohnungen bezugsfertig sein. Nachhaltig ist das Projekt aus mehreren Gründen: Ein bestehendes Gebäude wird neu genutzt, gebaut wird mit einem nachwachsenden Rohstoff und die Gebäudeautomation spart Energie. Für letzteres sorgen Projektleiter Philip Vogelsanger und sein Team von der swisspro AG. Sie sind für sämtliche Heizungs- und Lüftungssysteme sowie für das Regelsystem zuständig, das Storen, Beleuchtung und Raumklima steuert. Ein Novum ist der Fassadenlüfter: Für jeden Raum wird die Frischluft von dem in die Fassade eingebauten Gerät angesaugt. Steuerungssoftware, Regeltechnik und Verkabelung kommen von swisspro, den Lüfter liefert ein anderes Unternehmen. Auf dem Dach ist zudem eine PV-Anlage mit 171,32 kWp geplant (Kilowatt- Peak, Höchstleistung in Kilowatt).
«Ich freue mich sehr, dass ich bei diesem Projekt so viel Know-how ans Team weitergeben kann.»
Die Komplexität des Projekts und der innovative Ansatz machen es zum perfekten Ausbildungsprojekt für zwei Lernende und sieben Monteure im Team: «Ich freue mich sehr, dass ich so viel Know-how weitergeben kann», sagt Philip.
Wie es bei ihm selbst mit der Nachhaltigkeit steht? «Wir haben ein altes Riegelhaus mit einer Holzheizung. Das Gebäude für meine Kinder zu erhalten und zu sanieren, ist auch nachhaltig», antwortet er. «Ich mache alles selbst – mauern, gipsen, Sanitärinstallationen und die Gebäudeautomation.» Seit vier Jahren sei er schon dran: «Ich werde wohl zum Leidwesen meiner Familie noch weitere vier Jahre brauchen», sagt er mit einem Augenzwinkern.
Jascha, ingenhoven associates und das Nettoplus-Rathaus
Das Rathaus in Freiburg im Breisgau ist in seiner Art einzigartig. Das Verwaltungszentrum für 840 Mitarbeitende inklusive Kindertagesstätte erzeugt mit der aus Solarpanels bestehenden Fassade mehr Energie, als es verbraucht. Der übrige Strom wird ins Stadtnetz eingespeist. Das erste Nettoplus-Gebäude aus öffentlicher Hand hat Vorbildcharakter und setzt neue ökologische und architektonische Standards – unter anderem mit nachhaltigem Lärchenholz aus der Region. Der Ingenhoven- Bau hat schon einige Preise gewonnen, auch den deutschen Nachhaltigkeitspreis. Die Begründung der Jury: «Das Gebäude integriert Lösungen, die zeigen, wie Bauherren und Architekten Themen wie Klimaschutz, Innovation und Baukultur in Einklang bringen können. Damit setzt das Projekt auch eine wichtige Botschaft an alle politischen Handlungsträger.»
«Es muss mehr solche Projekte geben, damit der Wandel für die Öffentlichkeit spürbar wird.»
Jascha Klusen, Architekt bei den zu BKW Engineering gehörenden ingenhoven associates, kann dem nur zustimmen: «Es muss mehr Projekte dieser Art geben, damit der Wandel für die Öffentlichkeit spürbar wird und nachhaltige Gebäude zum alltäglichen Anblick werden. » Auf die Frage, ob man sich als Architekt nicht überflüssig macht, wenn alle Gebäude langlebig und nachhaltig geplant werden, lacht er: «Ganz im Gegenteil! Als Architekt oder Ingenieur ist man immer gefragt, denn wir geben die Impulse. Technisches Know-how für komplexe Neubauten oder Umnutzungskonzepte von Bestandsgebäuden ist gesucht wie nie.» Im BKW Engineering- Netzwerk gibt es davon mehr als genug.
Rolf, die Hinni AG und der 100-Jährige Hydrant
Seit über 30 Jahren wartet und repariert die Hinni AG Hydranten. Seit 20 Jahren arbeitet Rolf Heinis im Unternehmen. «Nachhaltige Hydranten haben eine lange Lebensdauer», erklärt der Produktmanager. Mindestens 50 bis 70 Jahre sollen sie ihren Dienst tun. «Auch für 100-jährige Hydranten haben wir noch Ersatzteile», sagt Rolf. Die alten unbeschichteten Grauguss-Ersatzteile seien sehr rostanfällig gewesen. «Unsere sind aus Buntmetall oder rostfreiem Stahl, es müssen nur noch die Dichtungen ersetzt werden.»
«Nachhaltige Hydranten haben eine lange Lebensdauer.»
Aber wenn nichts mehr kaputt geht, zerstört das nicht die Geschäftsgrundlage? «Entweder bieten wir langlebige Teile an oder jemand anderes tut es», sagt Rolf. Ausserdem gebe es immer wieder Neues zu entwickeln. Ein Beispiel? «Unsere Be- und Entlüftungsventile oder Storz connect, das digitale Überwachungssystem. » Verpackt wird mit Karton, Jute oder Holz. Wo es noch Schutzfolien braucht, kommt recyceltes PET zum Einsatz. «Nachhaltigkeit gehört zur Unternehmensstrategie – schon bevor wir zur BKW gestossen sind», betont Rolf. Wo es noch Luft nach oben hat? «Beim Fuhrpark», meint er. Man denke über Bio-Gas oder E-Fahrzeuge nach. «Wir müssen uns für unsere Kinder noch konsequenter mit unserem CO2-Abdruck beschäftigen », sagt er.
Auch privat ist das ein Thema: Der Endfünfziger fährt Sommers wie Winters mit dem Velo zur Arbeit. Das sei sogar ein Grund für die Wahl der Arbeitsstelle gewesen, bemerkt er schmunzelnd. Ausserdem bauen er und sein Bruder ein energiesparendes Mehrfamilienhaus mit Erdsonden-Wärmepumpe, aus recyceltem Beton und einem Obergeschoss aus Holz. Eine PV-Anlage ist ebenfalls angedacht «und ein Schwedenofen, falls es nötig werden sollte, mit Holz zu heizen und zu kochen».
Adrian, BKW Power Grid und die hybride Netzersatzanlage
Vor etwa drei Jahren hatte Adrian Bachmann, Gebietsleiter Mittelland Ost, eine Schlüsselerkenntnis: Allein im Jahr 2018 verbrannten die Notstromaggregate von BKW Power Grid 80 000 Liter Diesel. Gemessen an dem damit erzeugten Strom ist das extrem ineffizient. «Das muss besser gehen», dachte Adrian. Inzwischen ist aus der Idee ein Produkt geworden: die hybride Netzersatzanlage, kurz hNEA. Der Trick: Statt im Dauerdieselbetrieb zu laufen, um die Spannung zu halten, auch wenn gerade kein Strom gebraucht wird, kommt eine Batterie zum Einsatz. Diese kann auch mit erneuerbarer Energie, etwa aus einer PV-Anlage, aufgeladen werden. «Bei uns», sagt Adrian, «ist die Batterie in einer halben Stunde aufgeladen.»
«Der CO2-Ausstoss sinkt um 80 Prozent.»
Die Steuerungs- und Regeltechnik wurde gemeinsam mit der Emmentaler Maschinenfabrik Jost AG komplett neu entwickelt und ist einmalig. Seit Ende letzten Jahres ist das Gesamtpaket als Patent angemeldet, zu gleichen Teilen auf den Jost-CEO Patrick Bay und Adrian Bachmann. Die Batterie wird, wenn nicht anders möglich, auch mit Diesel aufgeladen. Wieso ist die Anlage also nachhaltig? «Das ist immer noch effizienter und mit weniger Abgasen verbunden als ohne Batterie», erklärt Adrian. «Im regulären Betrieb sinkt der CO2-Ausstoss um satte 80 Prozent, und deutlich leiser ist die hNEA auch.»
Was treibt den Netzelektriker und Tüftler zu solchen Ideen an? «Mein Ansporn ist, dass auch die nächste Generation noch Wintersport machen kann», sagt er. «Meine Familie fährt sehr gerne Ski. Deshalb tun wir auch privat etwas.» Seit zehn Jahren wohnen die Bachmanns CO2 neutral – in einem umgebauten Bauernhaus, mit Strom aus Wasserkraft, Sonnenkollektoren auf dem Dach und Brennholz aus dem eigenen Wald. «Im letzten Herbst konnte ich als Firmenwagen ein E-Auto bestellen. Leider sind die Lieferfristen derzeit sehr lang», sagt er. Wer weiss, vielleicht fällt ihm auch dafür noch eine geniale Lösung ein.
Natürlich sind das längst nicht alle Beispiele. In vielen Projekten der BKW steckt Nachhaltigkeit drin. Manchmal sind es nur kleine Schritte, manchmal ist es der grosse Wurf. Alle zeigen aber, was mit ein wenig Kreativität und dem Rückhalt der ganzen Gruppe möglich ist.
Beitrag aus Inmotion
Dieser Beitrag stammt aus «Inmotion», dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKW Gruppe. Die ganze Ausgabe als PDF finden Sie hier.