Fünf BKW Mitarbeitende aus fünf Regionen – mit fünf innovativen Technologien
Johanna Lippitz in Graz
Johanna Lippitz arbeitet in ihrer Funktion als Abteilungsleiterin BIM bei der österreichischen IKK Group GmbH netzwerkübergreifend: Im BIM+ Competence Center von BKW Engineering gibt die Wirtschafts- und Bauingenieurin ihr Wissen gruppenweit weiter. Building Information Modeling (BIM) nennt sich die Methode zur Digitalisierung der Bauwirtschaft. «In den letzten Jahrzehnten hat in der Baubranche wenig Innovation stattgefunden», erklärt Johanna Lippitz. Dabei ist das dringend nötig. «Wir können zum Beispiel fundierte Aussagen über die CO2-Emissionen treffen und nachhaltiger planen.» Das Potenzial ist also gross, aber wird BIM auch vom Markt gewünscht? Das komme darauf an, meint sie. Die Krux dabei: Im Hochbau sind die Software und die Standards gut entwickelt, BIM wird aber, wenn überhaupt, nur im öffentlichen Sektor gefordert. Im Infrastrukturbereich, etwa bei Brücken, verlangen das die Auftraggeber, aber die Software kann die hohen Anforderungen oft noch nicht erfüllen. «Momentan sind wir an einem Autobahnprojekt in Linz beteiligt – BIM war da die Voraussetzung», erzählt sie.
Auch über den Tellerrand hinaus kann sich Johanna für innovative Ideen begeistern: «Ich habe von einem Projekt gehört, das durch die Nutzung eines Handyspiels in der U-Bahn Rückschlüsse auf den Sanierungszustand der Schienen zulässt. Während des Spielens werden Vibrationen aufgenommen und durch die Verortung der Daten kann der Zustand der Schiene berechnet werden.» Was sie daran beeindruckt? «Mit Dingen, die Spass machen, einen Mehrwert generieren.»
Ein Flug durch die IKK-Büros – zwischen BIM-Visualisierung und Realität
Giuseppe Saponara am Gardasee
Giuseppe Saponara ist für Instandhaltung und Betrieb der Wasserkraftwerke in Italien verantwortlich. Das scheint auf den ersten Blick nicht sehr innovativ zu sein. Giuseppe Saponara sieht das völlig anders: «Innovation muss unser täglicher Antrieb sein», sagt er. «Wir brauchen sie, um die Gesundheit und die Sicherheit der Menschen zu verbessern, die Umwelt zu schützen und die Effizienz unserer Anlagen zu steigern.» Möglich macht das die Digitalisierung. 17 der 19 Laufwasserkraftwerke von BKW Italia sind schon fernsteuerbar – noch in diesem Jahr folgen die letzten zwei. Wer Pikettdienst hat, kann diesen von zuhause aus per Tablet leisten. «Innovation», sagt Giuseppe Saponara, «geht immer auf ein Bedürfnis zurück. In unserem Fall sind das die Sicherheit und die Work-Life-Balance unserer Mitarbeitenden».
Welche Rahmenbedingungen braucht es für Innovationen? «Es gibt drei Faktoren, die dafür wichtig sind», meint Giuseppe Saponara: «Talent, Zeit und Budget.» Seine Rolle sieht er darin, Fachexpertinnen und -experten zu finden und zu fördern, welche die künftigen Herausforderungen am besten bewältigen können. Die BKW sei dank der Investitionen in erneuerbare Energien und mit ihren Digitalisierungskompetenzen recht gut aufgestellt. «Partnerschaften mit anderen Institutionen, Universitäten oder Start-ups wären ein weiteres Plus», sagt er. Neben dem internen Austausch könne auch die Vernetzung mit besonders innovativen Branchen weiterhelfen, zum Beispiel der Automobilindustrie oder der Robotik. Was er selbst tut, um nicht abgehängt zu werden? Giuseppe Saponara lacht: «Ich bin von Natur aus neugierig.»
Patrick Klose am Zürichsee
Patrick Klose ist in Sachen BIM ein alter Hase. An rund sechs grossen BIM-Bauprojekten war der gelernte Elektroinstallateur für die swisspro AG beteiligt. Seine aktuelle Baustelle liegt direkt am Zürichsee. Am Mythenquai entsteht der neue Hauptsitz der Swiss Re. Das Lake wird 1 050 Arbeitsplätze, eine grosse Aula, mehrere Sitzungszimmer, ein öffentliches Restaurant und eine Dachterrasse umfassen. Planung und Umsetzung sind komplett BIM-gesteuert. «Jede einzelne Bürolampe ist im digitalen Zwilling hinterlegt», berichtet Patrick Klose.
«Oft weiss man beim Planen noch nicht, ob eine Turnhalle entsteht oder ein McDonald`s einziehen wird», sagt er. Dass wie beim Lake alles komplett mit BIM geplant wird, ist noch die Ausnahme. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Man kann vorfabrizieren, muss weniger Material lagern und ist schneller in der Umsetzung. Auch der Fachkräftemangel spielt eine Rolle: «Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass es immer weniger Nachwuchs für das Baugewerbe gibt. Das zwingt uns dazu, effizienter und innovativer zu werden.» Das macht die Branche auch für den Nachwuchs attraktiver. Umso wichtiger sei der Wissensaustausch in der BKW Gruppe, zum Beispiel durch das BIM+ Competence Center. Allerdings braucht es neben dem Fachwissen auch den Willen, sich neue Techniken anzueignen. «Den Spruch ‹Das haben wir immer schon so gemacht› kann ich nicht mehr hören», sagt er.
Raffael Hilber in Bern
«Eine Innovation muss am Markt funktionieren», meint Raffael Hilber, Leiter des Technologie- und Innovationshubs Endaprime. Er und sein Team entwickeln Lösungen für das Energiesystem der Zukunft. «Durch die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität wird das Energiesystem komplexer und dezentraler», erklärt er. «Die Entwicklung geht in Richtung zellularer Energiesysteme.» Von der PV-Anlage auf dem Dach bis zur Wärmepumpe drei Häuser weiter und der Ladestation im Nachbarviertel ist dann alles verbunden. Um diese ineinandergreifenden Systeme zu optimieren und zu visualisieren, wurde HIVE entwickelt. HIVE heisst nicht von ungefähr Bienenstock auf Englisch. «Unsere Algorithmen können den Energiehaushalt eines kompletten Areals optimieren», erklärt Raffael Hilber. Das effiziente Zusammenspiel aller Energieinfrastrukturen ist nicht nur ein Schlüssel zur Dekarbonisierung, es spart auch Kosten und erhöht die Widerstandskraft des Gesamtsystems. Ein starkes Argument, denn «Unternehmer beginnen ihre Strategie und ihre operativen Betriebsprozesse an der Verfügbarkeit und den volatilen Preisen von Energie auszurichten». Deshalb sei es auch so wichtig, die finanziellen und technischen Zusammenhänge in Energiesystemen interaktiv visualisieren zu können. «Technische Erklärungen und statische Modelle reichen da nicht mehr aus.»
Florian Reichmuth im Tunnel
«Für mich bedeutet Innovation, einem alten Problem mit neuen Methoden zu begegnen», sagt Florian Reichmuth, Leiter Projektierung bei der ELBATECH AG. Das «alte Problem» besteht in seinem Fall im millimetergenauen Bohren sehr vieler Löcher für die Kabelaufhängung in Tunnelwänden. Die neue Methode: ein Bohrroboter, der sich anhand der Daten aus einem BIM-Modell selbst im Tunnel orientiert und automatisch an den richtigen Stellen bohrt. Zwar gibt es solche Geräte schon auf dem Markt, allerdings nicht für den gleisgebundenen Einsatz und ohne Schnittstelle für BIM-Daten. Das wollen Florian Reichmuth und seine Mitstreiter jetzt ändern: «Wir werden die Technologie mit der SBB ausprobieren, sobald wir das geeignete Pilotobjekt gefunden haben.» Das spare nicht nur viel Zeit. «Die Automatisierung ist auch ein hervorragendes Mittel, um den steigenden Sicherheitsanforderungen oder dem Fachkräftemangel zu begegnen», fügt er an.
«Bewährte Pfade erscheinen isoliert betrachtet vielleicht als die schnellste Möglichkeit», meint Florian Reichmuth. «Der Mehrwert von Innovation offenbart sich erst beim Blick über den Tellerrand.» Hier kommt wieder das BKW Netzwerk ins Spiel. «Wir können unser Pilotprojekt nicht ohne die Hilfe von Spezialisten realisieren», betont er. «Gerade der Austausch mit anderen Geschäftseinheiten bringt frischen Wind ins eigene Denken. Allein im stillen Kämmerlein entsteht in der Regel wenig Bahnbrechendes.»
Beitrag aus Inmotion
Dieser Beitrag stammt aus «Inmotion», dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKW Gruppe. Die ganze Ausgabe als PDF finden Sie hier.