Gut vernetzt für die Energiewende

«Prosumer» nennt man Haushalte, die Strom aus dem Netz verbrauchen sowie auch selbst produzierten Strom einspeisen. Die Zahl solcher «Prosumer» steigt. Und mit ihnen die Anforderungen an das Verteilnetz.

Alternative Energieproduktion
Nach der drohenden Strommangellage im letzten Winter wurde viel über die Eigenproduktion von Strom, vorwiegend aus Photovoltaikanlagen oder Windanlagen, gesprochen. Auch die Politik hat sich des Themas angenommen und mit dem «Solar-Express» und dem «Wind-Express» die Rahmenbedingungen für den Bau solcher Anlagen beschleunigt. Die Begeisterung für diese Form von Energieproduktion hat längst die Haushalte in der Schweiz erfasst.

Solarpanels auf den Hausdächern oder an Balkonen sind ein grosses Bedürfnis der Schweizer Bevölkerung und nehmen rasant zu. Wussten Sie, dass bereits über 20000 Photovoltaikanlagen alleine an das Netz der BKW angeschlossen sind? Das entspricht mehr als der Leistung des ehemaligen Kernkraftwerks Mühleberg. Die produzierte Energiemenge fällt aufgrund der natürlichen Sonneneinstrahlung noch achtmal tiefer aus.

Ohne Stromnetz geht es in der Regel nicht
Viele Besitzerinnen und Besitzer solcher privaten Anlagen gehen davon aus, dass die von ihnen selbst produzierte Jahresmenge an Strom dafür reicht, sich unabhängig vom Stromnetz (autark) zu machen. Denn die von ihnen selbst produzierte Menge an Strom entspricht ihrer Verbrauchsmenge im Jahr. Die Situation ist etwas komplexer. Die lokale, volatile Stromproduktion eines einzelnen Haushalts passt praktisch nie zu dessen gleichzeitig auftretendem Strombedarf. Das heisst, kurzfristig zu viel produzierter Strom aus den Photovoltaikanlagen muss über das Verteilnetz abgeführt werden. Nachts, wenn die Photovoltaikanlagen keinen Strom produzieren, aber z.B. im Winter die Wärmepumpen laufen, bezieht der Haushalt dafür Strom aus dem Netz.

Was über das Jahr gesehen ein Nullsummenspiel ist (gleich viel Produktion wie Verbrauch), ist bereits auf Monatsbasis und noch stärker aus dem Blickwinkel von Tag, Minuten oder Sekunden betrachtet, kaum mehr realistisch. Und es erfordert von der Kundschaft zusätzliche Investitionen in Speicher- und Energiemanagementsysteme, welche auch ohne Stromnetz den Energiehaushalt zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht halten können.

Ausbau des Stromnetzes
Dieses Wechselspiel an unregelmässigem Strombezug und Rückspeisung der selbst produzierten Solarenergie ist nur mit einem adäquat ausgebauten Stromnetz möglich. Denn das Stromnetz muss zu jederzeit die maximale Leistung liefern oder aufnehmen können. Die Verteilnetzbetreiber in der Schweiz sind hier gefordert und der Erfolgsfaktor für die Umsetzung der Energiestrategie 2050.

 

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