Wie die Reptilien im Kandertal vom BKW Ökofonds profitieren

Ob Zauneidechse oder Aspisviper – sie sind nur noch selten anzutreffen. Die meisten Reptilien in der Schweiz sind stark gefährdet. Mit verschiedenen Projekten unterstützt der BKW Ökofonds den Schutz der wechselwarmen Tiere. Zum Beispiel im Kandertal. Dort haben wir die Biologin Daniela Schmocker auf der Suche nach Reptilien begleitet – und sind fündig geworden.

Es dauert eine Weile, bis Daniela Schmocker entdeckt, wonach sie mit uns sucht: Die Aspisviper hat sich nicht wie erwartet an der Sonne niedergelassen, sondern auf einem Steinhaufen im Halbschatten. Vorsichtig schleicht sich die Biologin näher an und beobachtet das schwarz gefärbte, mittelgrosse Exemplar der Giftschlange. «Wir hatten grosses Glück!», freut sie sich später über die seltene Sichtung am Rande einer Bergwiese im Kandertal.

Nachweise sind schwierig

Wer an einem milden Frühlingstag oder lauen Sommermorgen im Kandertal über Geröllfelder wandert oder besonnten Steinhaufen, Böschungen und Trockenmauern entlang geht, der erspäht sie vielleicht ebenfalls: die Blindschleichen, Eidechsen, Nattern, Vipern oder Kreuzottern. Neben der nötigen Portion Glück braucht es dafür einen langsamen, ruhigen Schritt und ein gutes Auge – gerade bei Schlangen. «Es ist nicht in erster Linie die Erschütterung des festen Tritts, der die Tiere vertreibt. Schlangen sehen enorm gut», sagt Daniela Schmocker. «In der Regel sind sie schon weg, bevor man sie entdeckt. Das macht Nachweise über ihr Vorkommen so schwierig.»

Gemeinsam mit Experten der Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz (karch) und freiwilligen Kartiererinnen und Kartierern suchte Daniela Schmocker in den letzten zwei Jahren gezielt nach den gefährdeten Tieren. Für die Studie hatten die karch und das Thuner Umweltingenieurbüro Impuls das Kandertal ausgewählt. Acht der 14 Reptilienarten der Schweiz kommen dort vor. «Wir wissen von Kennerinnen und Kennern, dass das Tal eines der artenreichsten im Kanton Bern ist», sagt Daniela Schmocker. «Jedoch gab es bisher sehr wenig Fundmeldungen über die Verbreitung der Tiere.»

Eine männliche Zauneidechse mit ihren typisch leuchtend grünen Flanken und der grünen Kehle.
Eine männliche Zauneidechse während der Paarungszeit im Frühling. Typisch sind die leuchtend grünen Flanken und die grüne Kehle. (Foto: Andreas Meyer, karch)

Die Natur ist vielerorts (noch) intakt

Mit finanzieller Unterstützung des BKW Ökfonds konnte diese Lücke geschlossen werden. Im Rahmen des Projekts «Reptilienförderung Kandertal» wurden die noch bestehenden, wertvollen Reptilien-Lebensräume systematisch erfasst und dokumentiert. Zudem konnte dank den Beobachtungen vor Ort die Datengrundlage zur aktuellen Verbreitung der einzelnen Arten verbessert werden. Diese wiederum bildet nun die Grundlage für weitere Fördermassnahmen.

Das erfreuliche Ergebnis der Untersuchung: Die besuchten Reptilienlebensräume im Kandertal sind mehrheitlich von hoher Qualität. Ein gutes Zeichen, sagt Schmocker: «Man kann stolz sein, wenn man Reptilien im Tal hat. Denn das heisst, dass die Natur – zumindest kleinräumig – noch intakt ist.» Was die Studie allerdings auch zeigte: Drei von vier Flächen benötigen Massnahmen, damit die Qualität auch so bleibt.

Bewirtschaftung, Verwaldung und Klimawandel

Verschiedene Entwicklungen setzen die Reptilien unter Druck. Auf land- und alpwirtschaftlichen Weiden gehen durch die intensivere Bewirtschaftung wertvolle Kleinstrukturen wie Steinwälle, Trockenmauern, aber auch Asthaufen verloren. Weniger ertragreiche Flächen wie Steilhänge ohne Bewirtschaftungswege geben die Landwirte hingegen auf, womit diese einwachsen. «Der Waldeinwuchs ist dermassen gross, dass die Bauern nicht mehr nachkommen mit schwenten – das heisst, mit dem Entfernen von kleinen Bäumen oder Sträuchern», sagt Daniela Schmocker.

Und schliesslich setzt auch der Klimawandel den Tieren zu. Besonders schwer hat es die Kreuzotter, die in hoch gelegenen Gebieten vorkommt. Wegen den steigenden Temperaturen muss sie in noch höhere Lagen ausweichen, wo sie jedoch nur noch beschränkt geeignete Lebensräume findet.

Wertvolle Arbeit der Landwirte

Damit die kartierten wertvollen Lebensräume erhalten bleiben, sucht die Biologin nun das Gespräch mit Förstern, Waldbesitzerinnen und Landwirten. Letztere erhalten, zusätzlich zur Entschädigung für Ökoflächen, finanzielle Unterstützung des Kantons Bern, wenn sie Kleinstrukturen für Reptilien pflegen. Die Reaktionen ihrer Gesprächspartner sind laut Schmocker meistens sehr positiv: «Viele Landwirte sind sehr naturverbunden und ihr Land liegt ihnen am Herzen. Oft ist es schon über mehrere Generationen in der Familie.» Deshalb seien viele auch bereit, zusätzliche Pflegemassnahmen für Reptilien umzusetzen. «Das hat mich sehr gefreut.»

Ebenso engagiert sind die lokalen Revierförster, die nun Waldbesitzende kontaktieren und beraten, um auch im Wald gezielt Lebensraum für Reptilien zu fördern. Werden all die Massnahmen umgesetzt, begegnet man ihnen im Kandertal auch in Zukunft: den Ringel- und Schlingnattern, Wald- und Mauereidechsen oder Blindschleichen. Und vielleicht entdeckt man, gut getarnt auf einem Steinhaufen, sogar eine der scheuen Vipern.

So kannst auch du Reptilien schützen

Schon kleine Massnahmen helfen, Reptilien zu schützen. Zum Beispiel eine wilde Ecke im Garten. Vielleicht versteckt sich im Ast- oder Steinhaufen eine Blindschleiche, die dafür die Schnecken frisst? Ein Dornenbusch schützt die Eidechsen vor Hauskatzen. Und ohne Pflanzenschutzmittel überleben auch die Insekten, die Nahrung der Gartenreptilien.

Wer unterwegs in der Natur ein Reptil sichtet, sollte dies den Fachstellen melden – am besten mit einem Foto über die App «Web Fauna» oder in einer E-Mail an [email protected]. Gesucht werden auch immer wieder Freiwillige für Monitorings. Interessierte können sich bei den Regionalvertretungen der karch (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz) melden.

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Kundinnen und Kunden, die «naturemade star»-zertifizierten Strom beziehen, unterstützen den BKW Ökofonds. Dieses Geld fliesst zurück in die Natur.

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