«3, 2, 1», tönte es am 20. Dezember 2019 um die Mittagszeit im Kommandoraum des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM). Nach dem Countdown folgte ein Knopfdruck, der im Schweizer Fernsehen live übertragen wurde: Das erste Kernkraftwerk der Schweiz wurde damit abgeschaltet. Die BKW entschied bereits 2013, das KKM aus wirtschaftlichen Gründen stillzulegen.
Am 6. Januar 2020, nur zwei Wochen nach der Abschaltung, erfolgte die Aufnahme der Rückbauarbeiten. Um Platz für Einrichtungen zur Materialbehandlung zu schaffen, wurden im Maschinenhaus grosse Anlageteile wie etwa die Turbinen und Generatoren entfernt. Im Reaktorgebäude wurden mehrere Hundert Tonnen Material oberhalb des Reaktors entfernt. Mit der Inbetriebnahme der unabhängigen Kühlung des Brennelement-Lagerbeckens galt das KKM als «endgültig ausser Betrieb genommen». Gleichzeitig starteten die Demontagetätigkeiten der obsolet gewordenen Systeme an vielen Stellen im Reaktorgebäude und im Maschinenhaus.
Beginn des Brennelemente-Abtransports
Im Folgejahr starteten die Rückbauarbeiten beim sogenannten Torus. Dieses 120 Meter lange, ringförmige Rohr, in dem im Notfall – den es nie gab – Dampf aus dem Reaktor kondensiert wäre, befindet sich elf Meter unter dem Boden. Auch an vielen anderen Orten laufen Demontagearbeiten. Ausserdem starteten 2022 die Transporte der ausgedienten Brennelemente ins Zwischenlager (Zwilag) in Würenlingen. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der mit Beginn der Stilllegung vorhandenen 418 Brennelemente in der Zwilag. Ende Juni 2022 reichte die BKW frühzeitig beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) das Gesuch für die Stilllegungsphase 2 ein. Diese beginnt, wenn das letzte Brennelement das KKM verlassen hat.
Rückbau ist auf Kurs
Rund 270 Mitarbeitende demontieren, reinigen und kontrollieren das zum Teil radioaktiv kontaminierte und aktivierte Material. Dabei soll so viel Material wie möglich wiederverwertet werden. Insgesamt wurden bereits über 5000 Tonnen Material demontiert – das entspricht dem Gewicht eines halben Eiffelturms.
Ende 2030 ist das KKM frei von radioaktivem Material. Abhängig davon, ob das Areal künftig industriell oder naturnah genutzt wird, werden nicht mehr benötigte Gebäude abgebrochen. Dafür reicht die BKW bei den Behörden bis 2027 ein Gesuch für den konventionellen Rückbau ein. Der Bauschutt wird nach Möglichkeit wiederverwertet. Ab 2034 kann das Areal neu genutzt werden.
Weitere Infos finden Sie auf der Stilllegungs-Webseite. Ausserdem finden jedes Jahr mehrere öffentliche Führungen im KKM statt (die nächste am 18. November 2023). Das Infozentrum des KKM ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.
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