Die BKW hat kürzlich einen Kooperationsvertrag mit Ibernordic unterzeichnet. Was hat dieses dänische Unternehmen mit unserem Erwerb von Photovoltaik-Anlagen in Italien zu tun?
Marco Tovaglieri: Ibernordic ist ein dänisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Wind- und Photovoltaikprojekte spezialisiert hat. Neben Dänemark ist das Unternehmen auch in Italien, Spanien und Schweden aktiv. In Italien ist es seit zehn Jahren tätig und entwickelt sowohl Onshore-Windkraft- als auch Photovoltaik-Anlagen.
Derzeit wird in mehreren italienischen Regionen eine Pipeline von PV-Projekten aufgebaut, wobei lokale Entwicklungsteams und ein Netzwerk von hochspezialisierten Ingenieur- und Umweltunternehmen zum Einsatz kommen. Mit dem im Oktober unterzeichneten Kooperationsvertrag wird Ibernordic in den nächsten Jahren exklusiv für die BKW eine Pipeline von PV-Projekten mit bis zu 250 MW entwickeln.
Wo wird der Strom genutzt und wie profitiert die BKW davon?
Die von diesen Anlagen produzierte Energie wird in das nationale Stromnetz eingespeist und reicht aus, um den Verbrauch von 27'000 Haushalten in Italien zu decken. Die BKW kann von den Einnahmen aus dem Verkauf des Stroms auf dem Spotmarkt profitieren oder mit der Unterstützung unserer Kollegen im Trading langfristige Stromabnahmeverträge mit Unternehmen abschliessen, um den grünen Strom an Industriekunden zu vermarkten.
Die ersten Solarparks mit je 20 MW Leistung hat die BKW bereits erworben. 250 MW sind mit diesem Vertrag in Italien möglich. Wie sieht der Zeitplan für die restlichen gut 200 MW aus?
Bislang haben wir die beiden erwähnten Projekte in der Basilicata-Region erworben. Der Projektentwickler arbeitet jedoch bereits an einer Reihe neuer Möglichkeiten, die uns in den kommenden Monaten vorgestellt werden sollen.
Wie viel Einfluss hat die BKW auf die Ausgestaltung des Parks?
Wir beabsichtigen, Projekte 18 bis 24 Monate vor der Inbetriebnahme zu erwerben. Damit haben wir die Möglichkeit, in der letzten Entwicklungsphasen Einfluss zu nehmen, beispielsweise auf die Beschaffung von Solarmodulen und weiteren Komponenten. So sichern wir die Qualität beim Bau.
Die Anlagen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu unseren Windparks. Ist das ein Zufall, oder ergeben sich aus der Nähe Synergieeffekte?
Tatsächlich sind die beiden Parks nah beieinander und nur 90 Autominuten von unserer Servicebasis in Troia entfernt. Die Projekte werden nicht nur in der Entwicklungs-, sondern auch in der Betriebsphase von dieser Nähe profitieren. Dank unserer langjährigen Präsenz in der Region haben wir eine enge Beziehung zu den lokalen Akteuren aufgebaut.
Darüber hinaus wird diese regionale Ansammlung von Stromproduktionsanlagen der BKW Skaleneffekte und starke Synergien ermöglichen, sobald die Projekte in der Basilicata in Betrieb sind. Insbesondere ergeben sich Vorteile für langfristige Dienstleistungen wie z.B. die technische und kommerzielle Betriebsführung oder die Wartung der Anlagen.
Warum investiert die BKW in PV- und Windkraftanlagen in Italien?
Italien bietet derzeit einen hohen Energiepreis in Kombination mit einer günstigen Gesetzgebung für erneuerbare Energien. Hinzu kommt eine neue politische Ausrichtung, um die Entwicklung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Die Regionen Apulien und die Basilicata gehören ausserdem zu den windreichsten Regionen Italiens und bieten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine sehr gute Sonneneinstrahlung.
Seit 2009 haben wir in Italien stetig in Windanlagen investiert. Heute beschäftigt die Geschäftseinheit Wind und Solar über 60 Ingenieure und Techniker in Italien und ist in der gesamten Dienstleistungs-Wertschöpfungskette tätig. Dank diesen Fachleuten ist die BKW in der Lage, lokale Partner bei Bedarf in der Entwicklung und anderen Aktivitäten zu unterstützen. Zudem wartet die BKW ihre eigenen Windparks sowie auch Anlagen von Dritten in Italien.
Bislang hat die BKW im Ausland vor allem in Wind investiert. Jetzt investieren wir auch in die Photovoltaik. Gibt es da einen Unterschied?
Aus Portfolioperspektive ist die Kombination von Onshore-Wind- und PV-Anlagen eine natürliche Absicherung. Darüber hinaus sind in Europa Wind- und Solarressourcen während des Kalenderjahres diametral entgegengesetzt, so dass die Kombination beider Anlagearten zu einer weiteren Stabilisierung der unterjährigen Produktion und Gewinne beiträgt.
In der Schweiz besitzt die Gruppe seit vielen Jahren ein beachtliches Portfolio an PV-Anlagen. Gerade in Italien kann unsere Geschäftseinheit auf eine langjährige Erfahrung in der Betriebsführung von grossen PV-Projekten im Besitz Dritter zurückblicken.
Daher sind wir überzeugt, dass die Photovoltaik einen Mehrwert für unsere Gruppe und unser Portfolio an erneuerbaren Energieproduktionsanlagen darstellen wird. Und wir freuen uns darauf, weitere interessante Projekte in diesem Bereich zu realisieren.
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