Mit dem wachsenden Energiebedarf in der technologisierten Welt nehmen auch die Fragen um eine sichere Stromversorgung zu. Kann das Stromnetz den Verbrauch von heute und morgen decken? Droht eine Strommangellage? Diese Fragen stellten sich bereits vor der Ukraine-Krise, aber mit dem Krieg haben die Sorgen noch zugenommen.
Deshalb wächst der Wunsch vieler Hauseigentümerinnen und -eigentümern, sich autark – also unabhängig vom Stromnetz – versorgen zu können, zum Beispiel mit Hilfe einer eigenen Photovoltaikanlage und Stromspeicherung. Doch wie unabhängig kann ein Gebäude sein?
Im (eher unwahrscheinlichen) Falle eines Blackouts fällt auch die herkömmliche Photovoltaikanlage aus. Grund dafür ist, dass sich der Wechselrichter der Anlage bei einem Netzausfall ausschaltet. Mit einem Not- oder Ersatzstromsystem wird ein Eigenheim weiterhin mit Strom versorgt. Nach einer kurzen Umschaltpause kann auf den eigenen Notstrom oder Ersatzstrom zurückgegriffen werden. Voraussetzung hierfür ist aber eine eigene Photovoltaikanlage mit einem Batteriespeicher. Nur so ist die zweitweise vollkommen unabhängige Selbstversorgung möglich. Dies aber natürlich nur so lange, wie die Sonne draussen genügend scheint und die Batterie ausreicht. In der Schweiz ist deswegen ein autarkes Leben gerade in den Wintermonaten unrealistisch.
Hohe Eigenversorgung hilft der Umwelt
Eine hohe Selbstversorgung ist jedoch besser für die Umwelt und somit für den Klimaschutz. Den Wunsch nach einer hohen Selbstversorgung hat sich deshalb auch Frieso Aeschbacher erfüllt. Mit Hilfe von Solarmodulen und einer Speicheranlage lebt er während den sonnigen Monaten zu nahezu hundert Prozent vom eigenen Strom. Über das gesamte Jahr kommt er auf einen Durchschnittswert von 86 Prozent. Sein Zuhause ist ausserdem ein «Smart Home». «Durch die intelligenten Gebäudeautomationen wird unser Stromverbrauch bestmöglich gesteuert, wodurch wir das Optimum aus unserem unabhängigen Versorgungssystem herausholen können», sagt Frieso Aeschbacher. Jedes intelligente System spart einige Prozente Strom, was sich in der Summe zu einem nennenswerten Mehrwert entwickelt.
«Es ist ein Zeichen für eine perfekt dimensionierte Anlage», sagt Eike Johann, Leiter von Home Energy. Die Abstimmung der Verbrauchsgeräte auf die stromliefernde Photovoltaikanlage spiele eine wichtige Rolle, sagt der Leiter Home Energy der BKW. Dafür sorgt nicht zuletzt eine intelligente Steuerung der Stromverbraucher.
Frühzeitig planen
Eike Johann rät zur frühzeitigen Planung der Photovoltaikanlage, dem Speicher und der intelligenten Steuerung, nicht zuletzt wegen aktuell sehr hohen Kundennachfrage. Für die Auslegung werden Verbrauchs- und Produktionsprofile simuliert und aufeinander abgestimmt, um die passende Grösse der zu installierenden Anlage zu bestimmen. «Wer den Stromspeicher direkt mitinstallieren möchte, orientiert sich als Faustregel am Verhältnis 1:1 zwischen der Kapazität des Speichers, gemessen in Kilowattstunden (kWh), zur maximalen Leistung der Produktionsanlage (kWpeak)», sagt er. Die ideale Speichergrösse kann nach einem Jahr Betrieb, basierend auf den erhobenen Produktions- und Verbrauchsdaten, bestimmt werden.
Eigenheimbesitzende müssten indessen realistisch sein. Je nach Verbrauch und Wetter decke ein Speicher heute den Bedarf von ein bis zwei Tagen Strom. Für eine längere Stromspeicherung, zum Beispiel vom Sommer in den Winter, existieren zwar Lösungen – etwa Systeme, die mit überschüssigem Strom lokal Wasserstoff erzeugen – doch diese Systeme sind noch sehr teuer und die Umsetzung aufwändig.
«Lokale Stromgewinnung sollte das Ziel sein»
Auch muss Eike Johann den Wunsch nach einer schnellen Umsetzung dämpfen. «Die Nachfrage nach Speichermöglichkeiten und Photovoltaikanlage hat nochmals kräftig angezogen», sagt er. Dies führe zu Lieferengpässen beim Material. Zudem seien die Kapazitäten im Hinblick auf Beratung und Installation komplett ausgelastet. Die Kundschaft muss daher zurzeit leider von der Anfrage bis zur Umsetzung bis zu zehn Monate auf die eigene lokale Stromgewinnung warten.
Umso mehr lohne es sich, ein Selbstversorgungsprojekt schon jetzt zu planen. «Gebäude mit dezentralen Energiesystemen, sprich lokaler Energiegewinnung und Energieverbrauch, sind ein wesentlicher Baustein beim Klimaschutz und müssen das langfristige Ziel sein», schliesst Johann. Umso besser, wenn dies auch die eigene Stromsicherheit erhöht.
Hans Jürg Krähenbühl, 31.03.2023, 06:09
Habe soeben eine PVA in Betrieb genommen. Der Speicher wird Ende August geliefert, das wären denn mehr als 10 Monate Frist.Zu berücksichtigen gilt eas im Artikel fehlt, dass die Dachdecker ihre Bücher voll haben und mit 12 Monaten auch da gerechnet werden darf. Was viele auch nicht wissen, PVA auf Asbesteternit geht nicht, was denn die Kosten erheblich erhöht
Antworten auf Kommentar
BKW AG, 31.03.2023, 14:30
Lieber Herr Krähenbühl
Besten Dank für Ihren Kommentar. In der Tat ist die Materialbeschaffungslage branchenweit aktuell weiterhin angespannt, was zu Engpässen und Lieferverzögerungen führen kann. Wir empfehlen deshalb, das eigene Solaranlagenprojekt möglichst frühzeitig zu planen. Wie Sie richtigerweise weiter anmerken, ist das Dachalter und die Dachbeschaffenheit ein wichtiger Faktor beim Bau einer Solaranlage. Asbesteternit ist ein Problem. Auf unserer Website haben wir diese und weitere relevante Voraussetzungen für den Bau einer Solaranlage als Information zusammengefasst.
Herzliche Grüsse
BKW
Kommentare (1)
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