Ein Baggerführer mit grüner Mission

In Meiringen bei der Aareschlucht verleiht Bruno Rufibach einem alten Bach neues Leben. Sein Auftrag: das Mattenbächli naturnah umzugestalten, damit Fische, Libellen oder Eidechsen dort neuen Lebensraum finden. Ein Einblick in ein Renaturierungsprojekt mit viel Herzblut und Fingerspitzengefühl.

Unweit des Eingangs zur Aareschlucht steht ein Bagger in der morgendlichen Landschaft. Genau genommen steht er in einem ausgehobenen Bachbett, noch nass vom Regen. Inmitten der Felder und vor der eindrücklichen Berglandschaft wirkt die Baumaschine irgendwie fehl am Platz.  
Versteckt hinter einer paar Einfamilienhäusern geht gerade die morgendliche Einsatzbesprechung zu Ende. Mit dabei: ein junger Mann mit einem ansteckenden Lachen. Unter einem braunen Cap verbirgt sich ein freundliches Gesicht mit einem Piercing in der linken Augenbraue. Bruno Rufibach (33) ist Maschinist und arbeitet hier jeden Tag. Seine Mission: Als Baggerführer verleiht er dem kanalisierten und teilweise in Rohre verlegten Mattenbächli wieder seinen ursprünglichen Verlauf.  

 

Alles andere als Routine für den Maschinisten

«Das ist ein sehr spezielles Projekt hier», erklärt der Maschinist und ergänzt: «Ich muss gut darauf achten, wo ich mit dem Bagger durchfahre. Der Rand des Bächleins ist tabu.» Dort dürfe der Boden nicht angedrückt werden, da ansonsten das Grundwasser nicht mehr versickern könne. Generell dürfen bei diesem Projekt naturbelassene Böden nicht tangiert werden. Rufibach muss entsprechend kreativ sein – bei der Wahl seiner Fahr- und Arbeitsroute, ebenso wie bei der Ausführung der Arbeiten. Damit der Bach später gleichmässig fliesst, braucht es Fingerspitzengefühl und einiges an Erfahrung – die er zum Glück mitbringe: «Ich bin hier ziemlich frei, wie ich was gestalte. Lediglich das Ziel ist vorgegeben», so Rufibach.  

Für dieses Projekt braucht es nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern auch viel Erfahrung.
Für dieses Projekt braucht es nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern auch viel Erfahrung.

Neue Lebensräume und Hochwasserschutz in einem

Für das Projekt verantwortlich ist der BKW Ökfonds. Thomas Richli, Geschäftsführer BKW Ökofonds, präzisiert: «Die Revitalisierung des Mattenbächli hat die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) angestossen. Wir haben das Projekt dann in Angriff genommen - für genau solche Renaturierungen im Gewässerraum gibt es den Fonds.» Der BKW Ökofonds ist dazu da, Lebensräume aufzuwerten und Mehrwert für Flora und Fauna sowie für Menschen zu generieren. Das Projekt in Meiringen sorgt gleichzeitig für einen besseren Hochwasserschutz, primäres Ziel ist aber die Revitalisierung: insbesondere Bachforellen sollen profitieren. Davon gibt es aktuell nicht mehr viele im Bächli. Der Grund: die Fische brauchen Strukturen wie Baumwurzeln, um sich verstecken zu können. Zudem sind sie auf Teiche angewiesen, um dort Laichen zu können. Diese Voraussetzungen schafft der Baggerführer nun. Darüber hinaus gestaltet er auch Lebensräume für andere Tiere, Kiesnester für Eidechsen beispielsweise. Dass er sich in seinem Job als Maschinist einmal mit Lebensräumen von Fischen, Reptilien und Co. beschäftigen wird, hätte sich Rufibach bis vor kurzem nicht vorstellen können. 

Der Traum vom Schreitbagger

Der gelernte Sanitärinstallateur arbeitet seit 14 Jahren auf dem Bau. Seit jeher ist er fasziniert von Maschinen. Er ist auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen und Maschinen gehören, seit er denken kann, zu seinem Alltag. Sein grosser Traum: «Irgendwann einmal möchte ich mit einem Schreitbagger arbeiten», sagt Rufibach mit glänzenden Augen. Das Besondere an diesem Bagger: er verfügt über vier Beine mit Rädern oder Abstützfüssen. So kann die Maschine auch in schwierigem Gelände oder im Flussbett sicher stehen. «Um eine solche Maschine zu führen, braucht es einiges an Erfahrung – das ist sozusagen die Königsdisziplin».  

Rufibach ist auf gutem Weg dazu: neue Erfahrungen sammelt er aktuell mit dem Renaturierungsprojekt. «Ich finde es wichtig, dass wir nicht nur Verbauen, sondern der Natur auch wieder etwas zurückgeben.» Der gebürtige  Haslitaler arbeitet gerne am Bächli vor Ort – zumindest mittlerweile. «Muss das jetzt wirklich sein?», war nämlich sein erster Gedanke, als er diesem Projekt zugeteilt wurde, wie er lachend zugibt. Solche Renaturierungsprojekte sind in der Branche noch wenig etabliert und relativ neu. «Man weiss nicht genau, was einen erwartet. Solche Projekte bestehen grösstenteils nicht aus Routinearbeit für den Baggerführer,» führt Rufibach aus. Denn die Arbeiten müssten in Einklang mit der Flora und Fauna erfolgen – und diese ist von Ort zu Ort ganz unterschiedlich.  

Der Baggerführer beim Aussteigen aus der Kabine
Bruno Rufibach möchte der Natur wieder etwas zurückgeben.

Tierische Besucher auf der Baustelle

Mittlerweile schätzt er aber seine Freiheit vor Ort, die er trotz einiger weniger spezieller Einschränkungen geniesst. Die Kulisse seines Arbeitsplatzes ist einmalig. Und auch die verschiedenen tierischen Besucher sind keine Selbstverständlichkeit, ein Rabe zum Beispiel: «Der freut sich natürlich jedes Mal, wenn ich irgendwo etwas umdrehe. Für ihn schaut dann etwas zu Fressen dabei raus». Und bei schönem Wetter schwirren viele Libellen durch die Luft. Auch Regenwürmer sehe Rufibach regelmässig, ergänzt er «der Vollständigkeit halber» lachend.

Das Wetter spielt bei diesem Projekt eine besonders grosse Rolle. Schlechtes Wetter sei eine der grössten Herausforderungen vor Ort. Der Boden muss nämlich trocken sein, damit der Bagger fahren kann. Wenn es zu viel regnet, kann dies zu einer Verzögerung des Projektes führen. Deshalb hofft er, dass der aktuell nasse Boden schnell wieder trocknet, damit er weiterarbeiten kann.

Schafe beim Grasen
Ein Arbeitsplatz in idyllischer Umgebung.

Selbst das Toi Toi hält dem Wetter nicht immer stand

Aktuell ist er dabei, den Bachgraben mit der Dichtungsfolie zu versehen. Mit der Baggerschaufel zieht er diese von der Rolle. Danach belegt er die Folie mit Boden verschiedener Qualität. Am Schluss folgt noch eine Schicht Hummus – dieser enthalte viele Nährstoffe für Tiere und Pflanzen, erklärt er. Gerade im Herbst, wenn die Arbeiten ausgeführt werden, ändert das Wetter mehrmals pro Tag. Von Nebel über starke Sonne bis starker Wind ist alles dabei. «Einmal hat der Wind sogar unser Toi Toi umgehauen» erinnert sich Rufibach noch gut.

Dank seiner gelassenen Art und positiven Haltung kann er gut mit solchen Widrigkeiten umgehen. «Es gibt bei jedem Job Dinge, die gehören halt einfach dazu.». Dann muss er auch schon wieder weiter. Der Förster wartet, um die Bepflanzung des Bachufers zu besprechen. Heute scheint der «grüne» Maschinist das Glück auf seiner Seite zu haben: Der Nebel lichtet sich und die Sonne kommt zum Vorschein. Die Chancen stehen also gut, dass der Boden trocknet und er bald weiterbaggern kann.

BKW Ökofonds

Kundinnen und Kunden, die «naturemade star»-zertifizierten Strom beziehen, unterstützen den BKW Ökofonds. Dieses Geld fliesst zurück in die Natur.

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