Auf der Höhe der Zeit: Ein Hochhaus aus Holz

Der Begriff «Holzhaus» weckt typische Assoziationen: das gemütliche Chalet in den Bergen oder das bunte Schwedenhäuschen am See. Das ROOTS in Hamburgs HafenCity hat damit wenig zu tun – dafür sehr viel mit urbanem Lebensgefühl und Nachhaltigkeit. Massgeblich beteiligt ist ein Team aus dem BKW Engineering Netzwerk.

Deutschlands höchstes Holzhochhaus beeindruckt in vielerlei Hinsicht: Es ist 65 Meter hoch, beheimatet 128 Eigentums- und 54 geförderte Wohnungen auf 19 Geschossen, verfügt über ein ökologisches Wohnkonzept, das für höchste Lebensqualität steht – und bietet einen Wohlfühlfaktor, den so nur Holz schenken kann. Denn alle Obergeschosse werden mit Massivholzdecken und sämtliche Wände als Massivholzskelett errichtet. Lediglich die Bürogeschosse im ersten und zweiten Stock, die Gebäudekerne, das Unter- und das Erdgeschoss sowie das Warftgeschoss – eine Besonderheit, die der Lage direkt am Wasser geschuldet ist – werden in Stahlbetonbauweise gebaut.

Hochhaus aus Holz
Bilder: Stefan Volk

Das Holz stammt aus PEFC-zertifizierten Nadelwäldern, grösstenteils aus der österreichischen Steiermark. Rund 5 500 Kubikmeter des nachhaltigen Naturbaustoffs sind insgesamt verbaut. So entsteht nicht nur ein gesundes und angenehmes Raumklima – im Vergleich zur konventionellen Bauweise werden beachtliche 31 Prozent CO2 eingespart. Das entspricht etwa 3 520 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases. Weitere grosse Vorteile für Natur und Mensch bietet die modulare, vorgefertigte Holzbauweise des ROOTS: eine deutlich verkürzte Bauzeit bei gleichzeitiger Reduzierung von Abfall und Lärm.  

Ingenieur berührt Holzwand
«Beim Bauen mit Holz sind eine hohe Fachkompetenz und viel Erfahrung mit dem Material unabdingbar.»
Henning Klattenhoff

Erfolgsfaktor Team

Einen wesentlichen Teil zum Erfolg dieses aussergewöhnlichen Projekts haben die Mitarbeitenden der ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH beigetragen. Das Unternehmen aus dem BKW Engineering Netzwerk ist mit der Tragwerksplanung beauftragt. Henning Klattenhoff hat als Fachbereichsleiter Holzbauplanung ein kompetentes Team aus verschiedenen Spezialistinnen und Spezialisten um sich versammelt. Für ihn steht fest: «Beim Bauen mit Holz sind eine hohe Fachkompetenz und viel Erfahrung im Umgang mit diesem Material unabdingbar.» Persönliche Fähigkeiten, Erfahrung, Teamgeist: Das perfekte Zusammenspiel garantiert den Erfolg des Projekts.  Dank dem Einsatz von digitalen Tools funktioniert die vernetzte Zusammenarbeit über verschiedene Standorte hinweg hürdenlos. Am Projekt sind Mitarbeitende aus Hamburg, Berlin, Braunschweig und Dortmund beteiligt. So auch die Konstrukteurinnen Laura Sophie Hanssen und Manuela Lange, die für die zeichnerische Realisierung der Tragwerksplanung veranwortlich waren. «Von der ersten bis zur letzten Leistungsphase war es ein superspannendes Projekt. Ich freue mich darauf, die Ergebnisse unserer Arbeit beim Richtfest im August vor Ort live zu sehen», so Laura.

Hochhaus aus Holz
65 Meter hoch, 128 Eigentums- und 54 geförderte Wohnungen auf 19 Geschossen.

Ein Projekt – viele Eindrücke

Für Projektleiter Fynn Rösch ist das ROOTS ein weiterer, bedeutender Meilenstein. Denn eines der grössten Holzhäuser der Welt – das grösste in Deutschland – realisiert man nicht einfach so. Man braucht Begeisterung, Leidenschaft und Motivation von jedem einzelnen Teammitglied. «Der moderne Holzbau bietet eine Menge Vorteile. Leichtere, nachhaltigere Rohbaukonstruktionen ermöglichen die Montage vorgefertigter Bauteile und sind damit ein Schlüssel für den langfristigen Erfolg», erklärt Fynn. «Mit diesem Vorzeigeprojekt haben wir als gesamtes Team einen grossen Schritt getan. Wir konnten zeigen: Bauen mit Holz ist auch in dieser Grössenordnung absolut möglich.» 

Gerardo Navarro plant seit über 30 Jahren Tragwerke für den Hochbau und ist somit der erfahrenste Teamplayer bei dem Projekt. Für den aus Kuba stammenden Diplomingenieur ist selbst die Arbeit an diesem Megaprojekt nichts Ungewöhnliches. «Der Holzbau gehört ganz klassisch zur Tragwerksplanung dazu», sagt er. Früher hat sich das allerdings eher auf Dachkonstruktionen beschränkt. Heute werden ganze Gebäude mit Tragwerkslösungen aus Holz geplant. «Ab einer gewissen Höhe gestaltet sich das Ganze natürlich etwas komplexer», gibt der Routinier augenzwinkernd zu. 

Mann lehnt an Leiter an
«Ab einer gewissen Höhe gestaltet sich das Ganze etwas komplexer.»
Gerardo Navarro

«Nichts ist so kompliziert wie ein einfaches Detail»

Andreas Wemmers Spezialität ist Holz – im weitesten Sinn. Als gelernter Tischler und Holzbauingenieur kennt er sich vom Handwerk bis zur Tragwerksplanung mit allen Stufen der Holzverarbeitung aus. Die besondere Herausforderung dabei: «Die viele Anforderungen unter einen Hut zu bringen, damit das Zusammenspiel perfekt klappt. «Nichts ist so kompliziert wie ein einfaches Detail», sagt er. 

Auch für Tragwerksplaner Michel Könecke ist der Holzbau eine Herzensangelegenheit. «Mein Vater war Zimmermeister. Auch mich hat der Werkstoff Holz gedanklich nie losgelassen », sagt er. «Umso schöner ist es für mich, Teil dieses Projekts zu sein und die hier gesammelten Eindrücke und Erfahrungen auch auf andere Projekte übertragen zu können», erklärt Michel.  Die Fertigstellung des ROOTS wird voraussichtlich Anfang des Jahres 2024 erfolgen. Damit wird die Hansestadt um ein weiteres architektonisches Highlight im grössten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekt Europas, der Hamburger HafenCity, bereichert.

Beitrag aus Inmotion

Dieser Beitrag stammt aus «Inmotion», dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKW Gruppe. Die ganze Ausgabe als PDF finden Sie hier.

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