Der Tausendsassa unter den Strommasten

Die BKW produziert seit mehr als 30 Jahren einen selbst entwickelten Strommast. Er ist einzigartig, individuell bestückbar – und ganz schön beliebt auf dem Markt. Eine Erfolgsgeschichte.

Leistungs­erbringer

Vorsichtig fährt ein Lastwagen auf ein Feld oberhalb von Thusis im Kanton Graubünden. Auf seiner Ladefläche liegt ein langes, olivgrünes, massiv wirkendes Stahlkonstrukt. Behutsam hebt der Kranführer das Ding von der Ladefläche. Beim Aufrichten wird klar: es ist ein Strommast. Im Feld steht ein Fundament für den Mast bereit, ein alter Holzmast wird ersetzt. Langsam setzen zwei Netzmonteure den 1300 Kilogramm schweren Mast auf die Fundamentschrauben. Sogleich steht der Mast in perfekter Position. Nur noch ein paar Muttern befestigen und der Mast ist bereit für die Bestückung mit Kabeln und der Freileitung.

Das Grundgerüst, das man beliebig bestücken kann

Den neuen Stahlmast hat der Energieversorger Repower bei der BKW bestellt. Und das ist kein Zufall, denn der Mast ist nicht irgendein Mast, wie Christan Jutzi, Produkt- und Vertriebsverantwortlicher dieser sogenannten HEB-Masten, sagt: «Das aussergewöhnliche am Mast ist sein modularer Aufbau. Er ist eine Art Grundgerüst, das man sehr flexibel bestücken und umrüsten kann, ganz nach den Bedürfnissen der Kunden.» Konkret heisst das: Im Mittelspannungsbereich bis 16 Kilovolt lassen sich am Mast beispielsweise diverse Kabeldurchmesser anbringen und daher auch einfach anpassen, sollte sich an der Netzstrategie und an den Kabeln etwas ändern. «Das ist der grosse Unterschied zu anderen Masten, die diese Flexibilität nicht bieten», so Christian Jutzi.

Das waren auch die Argumente für den Besteller Repower. Tarcisi Cavigelli, Netzelektrikermeister und Chefmonteur Primärtechnik bei Repower, sagt: «Nebst diesen Vorteilen des HEB-Masts hat uns auch das einfache Verfahren überzeugt. Von der Bestellung bis zur Auslieferung waren die Abläufe sehr unkompliziert. Es vergingen nur fünf Wochen bis die Masten vor Ort eingesetzt werden konnten, was bei dieser eher dringenden Bestellung ein wichtiges Kriterium war.» Dass die Fertigung in der Schweiz stattfindet sei ein weiteres Plus.

80 Halbfabrikate werden zusammengebaut

Genau gesagt montiert die BKW alle gewünschten Mastteile in der Werkhalle in Emmenmatt (BE). Die in den BKW Werkstätten in Wimmis und Kallnach gefertigten Einzelteile – zusammen mit eingekauften Komponenten rund 100 Einzelteile – kommen nach Emmenmatt. Dort werden sie von Fachspezialisten zu rund 80 verschiedenen Halbfabrikaten (von der Trafokonsole bis zur einfachen Kabelbride) vorkonfektioniert, danach bereiten sie die Masten zur Auslieferung bereit. Hinzu kommen die komplexen Verteilkabinen, die ebenfalls in der Werkhalle für die Auslieferung vorbereitet, bestückt und geprüft werden. Dort werden die Produkte dann abgeholt oder direkt von der BKW ausgeliefert.

Ein BKW Produkt – durch und durch

Diese Ausprägung von Leitungsmast ist einzigartig auf dem Markt – und auch stark verbreitet: in der Schweiz stehen rund 4’500 HEB-Masten, ca. 20 Energieversorgungsunternehmen nebst der BKW setzen auf den modularen Mast, der seit ca. 30 Jahren gefertigt wird. Und die gesamte Wertschöpfungskette stammt von der BKW: von der Entwicklung, der digitalen Aufbereitung der Konstruktion als 3D-Modell über die Fertigung und Werksmontage der meisten Teile bis zum Verkauf und der Kundenpflege. Dazu gehört auch die Produktsicherheit, um die sich das Team um Christian Jutzi und Jürg Stettler (Leiter Werkstatt und Bauwesen) kümmert: «Prüfungen und Sicherheitszertifikate sind ein wichtiger und zeitlich nicht zu unterschätzender Punkt in der Fertigung der Masten», sagt Jürg Stettler. Dank den hohen Qualitätsstandards sei der HEB-Mast nicht nur sicherer, sondern auch langlebig und wiederverwendbar, ergänzt Stettler.

Woher kommt der Name HEB-Mast?

Das verwendete Stahlprofil bildet den Buchstaben H und trägt gemäss DIN Norm die Bezeichnung HEB. Traditionell wurde daher von Beginn an diese Bezeichnung als Teil des Namens „HEB Norm Mast System“ verwendet. Die Bezeichnung HEB ist daher in der Fachwelt ein gängiger Begriff. Das Sortiment des HEB Norm Mast Systems umfasst nicht nur den Trägermasten selber, es besteht aus rund 80 verschiedenen Halbfabrikaten, respektive aus ca. 350 Artikeln.

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Kommentare (1)

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  • Guter Beitrag, Andi!
    Vor ca. 5 Jahren wollte man den HEB-Mast sogar abschaffen. Aber Totgesagte leben länger und die Erfolgsgeschichte HEB geht weiter.