Das Thermometer zeigt 32 Grad, als wir auf die Dächer von Tic Tric Trac steigen. Im Nu ist das angenehme kühle Gefühl, das uns im Inneren der klimatisierten Gebäude umfing, verflogen. Als Entschädigung fürs Schwitzen geniessen wir die spektakuläre Aussicht auf die Stadt Zürich und den Üetliberg.
Wir begleiten Christian Pfab, Geschäftsführer von swisspro Automation, einem Unternehmen des «BKW Building Solutions»-Netzwerks. Er inspiziert mit Bereichsleiter Martin Suter und Projektleiter Manuel Lauria die Solarthermieanlage von Tic Tric Trac. Es ist die Grösste ihrer Art in der Schweiz. «Als wir 2015 die Gebäudesteuerung gebaut haben, gab es nichts Vergleichbares», sagt Christian Pfab. Martin Suter ergänzt: «Es war technisch eine Herausforderung. Wir hatten keine Erfahrungswerte und mussten diskutieren, wie wir alles lösen.»
Das Engagement hat sich ausgezahlt, die Anlage läuft einwandfrei. Ihr Funktionsprinzip: In einem geschlossenen Kreislauf wird Wasser durch röhrenförmige Panels geschleust, wo es sich durch die Kraft der Sonne erhitzt. 83 Grad lesen wir in dem Moment auf der Anzeige. «Es kann aber über 100 Grad heiss werden», sagt Manuel Lauria.
Die erzeugte Wärme wird in zwei Tanks mit je 22‘000 Liter Fassungsvolumen im Untergeschoss gespeichert. Das dient zur Warmwasserversorgung und im Winter dazu, die Gebäude zu beheizen. In einem weiteren Tank mit dem gleichen Fassungsvermögen wird die Kälte gespeichert. Im Sommer werden die Gebäude dank Absorbtions-Kältemaschinen mit 600 kW Kälteleistung gekühlt. Kühlen mit Solarenergie ist umweltfreundlich und energieeffizient. Statt Unmengen an Strom vom Netz zu verbrauchen, nutzt man mit der Sonne eine Energiequelle, die im Sommer sowieso reichlich vorhanden ist.
Die Voraussetzungen für eine Solarthermieanlage sind bei Tic Tric Trac optimal. «Es gibt keine anderen Gebäude in der Nähe, die Schatten auf die Dächer werfen», sagt Christian Pfab. «Solarthermie ist hier das Effizienteste, um Sonnenenergie zu nutzen.» Martin Suter ergänzt: «Wir können an etwa 300 Tagen im Jahr Wärme gewinnen.» Selbst an weniger schönen Tagen im Winter habe man noch gute Erträge, erzählt der Fachmann.
Sensoren auf dem Dach messen die Globalstrahlung, das heisst mit welcher Kraft die Sonne auf einen Quadratmeter der Anlage trifft. «Im Sommer erreichen wir bis zu 1000 Watt pro Quadratmeter, was für die Schweiz ein Top-Wert ist. Auch in der Sahara ist der Maximalwert nicht viel höher», erklärt Lauria. Weil der Ertrag aus der Sonne so hoch ist, müssen aber alle Elemente der Anlage redundant, also doppelt vorhanden sein. «Gäbe es einen Ausfall, könnte sonst ein Überdruck in den Panels entstehen», sagt Martin Suter. Reicht die Wärme, die vom Dach kommt, mal nicht aus, kommt ein Blockheizkraftwerk zum Einsatz. «Das ist ein grosser Motor, der mit Gas betrieben wird und Strom und Wärme erzeugt, die man zurückspeisen kann», sagt Manuel Lauria. Ist auch das nicht genug, gibt es noch einen Gaskessel.
Die Gebäudeautomations-Spezialisten von swisspro sorgen dafür, dass alle Komponenten dieses komplexen Systems reibungslos zusammenspielen. Und das immer mit Fokus auf die Energieeffizienz. «In der Schweiz werden 50 Prozent der Energie in Gebäuden verbraucht», sagt Christian Pfab.
Wurden früher Geschäftsgebäude mit einem Horizont von 20 bis 30 Jahren ausgebaut, müssen diese heute einen ständigen Wandel mitmachen. «Manche Firmen ziehen vielleicht schon nach drei Jahren wieder aus. Und die neuen haben andere Bedürfnisse. Oder es geschieht etwas wie Corona, und plötzlich sind viele Leute im Homeoffice», sagt Christian Pfab.
Ändert sich die Anzahl Menschen in einem Gebäude, ändern sich die Bedingungen. Um flexibel reagieren zu können, messen Sensoren nicht nur auf dem Dach, sondern auch im Innern laufend den Status. «Bei Tic Tric Trac werden pro Stunde rund 450’000 Messwerte erfasst, in der Datenbank haben wir 1 Million Datenpunkte, das heisst Informationen zum Zustand vom und im Gebäude», sagt Christian Pfab.
Genau bei der klugen Nutzung dieser Daten sieht er noch Potenzial. «Ein Gebäude kann den Menschen Sachen abnehmen. Buche ich beispielsweise über Outlook einen Sitzungsraum, kann es sich merken, welche Raumtemperatur und Lichtverhältnisse ich vorziehe und beim nächsten Mal diese Bedingungen automatisch einstellen.»
Auch Verknüpfungen mit Wetter- und Verkehrsberichten seien interessant. Und weil Daten im Spiel seien, gehe es auch darum, neue Geschäftsmodelle mit Unternehmen wie Microsoft oder Google zu prüfen, so Pfab weiter. «Wir als Schweizer Unternehmen mit unserer Vor-Ort-Präsenz in Zusammenarbeit mit grossen internationalen Playern – dahin geht die Zukunft.»
Wir befinden uns inzwischen wieder auf dem Abstieg vom Dach – und sind froh, zurück in die klimatisierten Räumlichkeiten zu gelangen. Bevor wir uns verabschieden, hat Martin Suter noch eine Botschaft: «Tic Tric Trac wurden so gebaut, dass es keine Storen braucht. Sollten Sie aber in einem Gebäude mit automatischen Storen arbeiten: Lassen Sie diese unten, wenn sie unten sind. Das dient der Energieeffizienz.»
Expertennetzwerk, das Massstäbe setzt
Mit über 40 Tochtergesellschaften bietet die BKW Building Solutions vielseitige Dienstleistungen in den Bereichen Gebäudetechnik, Gebäudeautomation sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) aus einer Hand. www.gebaeudetechnikgruppe.ch
Unser Beitrag zur Nachhaltigkeit
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