Leistungserbringer
Sie drücken die Taste meist mehrmals pro Tag. Wie von Geisterhand sprudelt das Wasser auf dem stillen Örtchen. Doch was geschieht bei einem WC im Verborgenen, also hinter der Wand? Wie kommt das Wasser bis zur Spülung? Wie werden die Verbindungsstücke – sogenannte Fittings – für das Rohrleitungssystem effizient produziert? Um die letzte Frage fundiert beantworten zu können, wurden Datenanalysespezialisten der Sigren Engineering AG beschäftigt. Der Auftrag: an Produktionsanlagen von Sanitärteilen, darunter eben auch solche für Fittings, Daten zu sammeln, auszuwerten und interaktiv zu visualisieren. Dies mit dem Ziel, nützliche Informationen zu entdecken, Schlussfolgerungen zu ziehen und die Entscheidungsfindung für künftige Prozessoptimierungen zu unterstützen. Der Auftraggeber: die Geberit Produktions AG. Das Unternehmen mit Sitz in Rapperswil-Jona ist europäischer Marktführer für Sanitärprodukte und weltweit tätig. Ob in Südamerika, in den USA oder in Asien: Überall ist Geberit präsent.
Zurück zu Sigren. Das Unternehmen, das seit Oktober 2020 zu BKW Building Solutions gehört, ist spezialisiert auf Smart Infrastructure, Prozessleittechnik, Energietechnik und Datenmanagement. Um eine Datenanalyse durchführen zu können, braucht es die Sammlung, Bereinigung, Umwandlung und Modellierung von Daten. Genau dieses Know-how konnten die beiden SCADA-Experten und Software-Entwickler Nathan Dütschler und Oliver Keller von Sigren Engineering für das Projekt bei Geberit einsetzen. Der Sanitärhersteller möchte seine Produktionsanlagen möglichst effizient betreiben. «Wir hatten die Aufgabe, die Ist- und Plandaten von Produktionsanlagen unter die Lupe zu nehmen», erklärt Oliver Keller. Um eine solche Anlage zu optimieren, müssen die anfallenden Daten analysiert werden. «Dabei bekamen wir tiefe Einblicke in die Produktionsanlage und konnten aufzeigen, welche Schritte und Prozesse wie miteinander verknüpft sind.» Nathan Dütschler ergänzt: «Nehmen wir das Beispiel der Spritzgussmaschine zur Herstellung von Kunststoffteilen: Die ganze Produktionskette verfügt über Tausende Parameter, die voneinander abhängig sind.» Er denkt dabei etwa an den Standort oder den Druck in der Maschine. Oder an die Temperatur des Kunststoffgranulats, das für die Produktion der Teile verwendet wird, oder die Raumtemperatur – alles ist vernetzt.
Tausende Daten
Um Qualität und Quantität einer Produktionsanlage zu verbessern, kann an verschiedenen Stellen geschraubt werden. Das Sammeln von Datensätzen allein genügt nicht – diese wollen ausgewertet werden. Was passiert, wenn man einen Parameter verstellt? Welchen Einfluss hat dies auf Verfügbarkeit, Leistung oder Qualität der Anlage? Werden diese besser? Oder schlechter? Die Automatisationsspezialisten von Geberit konnten die gewonnenen Erkenntnisse ihrerseits verwenden. «Denn sie kennen die Prozesse am besten und können die Anlage dank der Expertise der BKW nun laufend verbessern», sagt Dütschler.
Ein spannendes Projekt
«Für uns war das ein sehr spannendes Projekt», betont Oliver Keller. Die Sigren Engineering AG konnte nämlich ihr Knowhow, das sie im Bereich der Datenanalyse vor allem im Gebäudesektor angewendet hatte, auf die Prozessautomation ausweiten. «Das könnte nun im besten Fall ein neues Geschäftsfeld öffnen», sagt Oliver Keller. «Wir standen in regem Austausch mit Geberit. Es machte Spass, mit Leuten zusammenzuarbeiten, welche die Anlagen in- und auswendig kennen», sagt Nathan Dütschler.
Grosses Interesse an Daten
Das bekräftigt Markus Kälin, Automationsingenieur und Projektleiter bei der Geberit Produktions AG. «Die gewonnenen Erkenntnisse waren für uns sehr wertvoll. Einerseits bestätigte sich dadurch unsere
Systemarchitektur, andererseits zeigte das Projekt deutlich, wie wichtig Daten für die Geberit Produktions AG sind und welche Möglichkeiten sich damit ergeben», sagt Kälin. Die Pilotanlage werde noch in diesem Jahr auf weitere Maschinen ausgebaut, und diverse weitere Projekte in unterschiedlichen Bereichen seien am Laufen.
Auch andere Abteilungen zeigen grosses Interesse an den gewonnenen Erkenntnissen. «In den aktuellen Projekten sind Interessengruppen aus der Produktion, aus der Qualitätssicherung, aus der Prozesstechnik und aus der Steuerungstechnik vertreten», sagt Kälin. Ein weiterer Vorteil: Sigren habe auch die Gebäudeleittechnik eingebunden. «Ein System für zwei Anwendungsgebiete – das ist ein Vorteil im Betrieb.» Am Standort Jona sei man überzeugt, mit diesem System die Wertschöpfung kontinuierlich steigern zu können.
Ob es zu Folgeaufträgen für Sigren kommt, ist noch offen. Was wir aber sicher beim nächsten Drücken auf die WC-Spülung wissen: Es braucht einiges, sogar BKW Expertise, damit die Herstellung der Geberitsysteme optimal funktioniert.
Die Sigren Engineering AG
Seit 30 Jahren ist die Sigren Engineering AG Expertin in den Bereichen Smart Building und Smart Infrastructure. Mit Standorten in Winterthur, Egerkingen, Allschwil und Root liegt der Fokus des Unternehmens auf innovativen Automationslösungen für Unternehmen. Sigren gehört seit Oktober 2020 zu BKW Building Solutions.
Beitrag aus Inmotion
Dieser Beitrag stammt aus «Inmotion», dem Magazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKW Gruppe. Die ganze Ausgabe als PDF finden Sie hier.
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