Rhythmisch zappelt eine Seeforelle die Aare flussaufwärts. Die Strömung ist angenehm stark. Doch dann plötzlich: schäumende Wirbel im Wasser. Grund sind die Ausflüsse der Turbinen des Wasserkraftwerks Mühleberg. Die Forelle zappelt nun schneller und sucht sich einen einfacheren Weg. Gefunden: Eine gleichmässige Strömung führt die Forelle weiter in einen schmalen Kanal. Von dort in eine Wanne. Plötzlich bewegt sich diese vertikal in die Höhe. Nach 18 Metern ist die Reise vorbei und die Forelle wird aus der Wanne gespült. Sie hat das Oberwasser – den Wohlensee – erreicht.
Eine Grossbaustelle für die Fische
Was unsere Seeforelle soeben erlebt hat, ist Fiktion – doch nicht mehr lange: Bis Sommer 2021 entsteht am Wasserkraftwerk in Mühleberg ein Fischlift für die Fischwanderung flussaufwärts. Mit einem Budget von sieben Millionen Franken ist der Bau ein Grossprojekt. Ein kurzer Überblick über die Arbeiten verdeutlicht, was dahinter steckt: Um überhaupt im Bereich der Turbinenausläufe des Kraftwerks arbeiten zu können, muss dieser trockengelegt werden. Dafür werden sogenannte Spundwände in die Aare gesetzt, abgedichtet und es entsteht ein trockener Bereich. Nur so lassen sich die Betonarbeiten für die beiden Fischeinstiegsbauwerke und Verbindungskanäle vornehmen.
Sind die Betonarbeiten beendet, beginnt der Stahlbau: der Einbau des Lifts. Dazu gehören der Liftturm selbst, die Transportwanne sowie Motor und die gesamte Elektronik. Eine Lockströmung ist nötig, damit die Fische den Zugang zu den Verbindungskanälen und den Eingang zum Lift finden. Hierfür sind Pumpen zuständig, die für eine gleichmässige Strömung sorgen. Im Oberwasser wird ausserdem ein Zählbecken eingerichtet, um die Nutzung des Lifts zu überwachen.
40 Projekte für die Fische
Der Bau des Fischlifts in Mühleberg ist Teil einer gross angelegten Ökologisierung von Wasserkraftanlagen. Die BKW setzt bis 2030 rund 40 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 350 Millionen Franken um. Diese Kosten werden vollumfängliche durch den Bund entschädigt. Hinzu kommen Massnahmen entlang von Flussläufen rund um Kraftwerke, um die Anlagen in Einklang mit der Natur zu bringen. Finanziert werden diese Massnahmen zu einem Teil mit Geld aus dem BKW Ökofonds. Diese Fondsgelder stammen vom Stromlabel «naturemade star»: Ein Rappen pro verkaufte Kilowattstunde Strom aus naturemade star-zertifizierter Wasserkraft fliesst in den Fonds – jährlich rund 1.6 Millionen Franken.
Der Experte informiert
Interview mit Dominique Helfer, Projektmanager des Fischliftbaus.
Der Fischlift in Mühleberg ist in der Schweiz und Österreich zurzeit der höchste und auch im europäischen Vergleich zählt er zu den grössten. Wofür braucht es einen Fischlift?
Die Fischwanderung ist natürlich. Viele Fische sind unterwegs auf der Suche nach Laichplätzen und Nahrung. Kraftwerke sind für die Fische Hindernisse auf ihrer Wanderung. Deshalb ist die Fischgängigkeit der Kraftwerke auch eine gesetzliche Vorgabe. Der Fischlift ist eine mögliche Aufstiegshilfe, um ein Hindernis von mehreren Metern Höhe zu überwinden.
Warum baut man nicht eine Fischtreppe wie bei anderen Kraftwerken?
In Mühleberg ist der Höhenunterschied zwischen dem Unterwasser (Bereich unterhalb des Kraftwerks) und dem Oberwasser (Wohlensee) mit rund 18 Metern ziemlich gross und die Platzverhältnisse auf der 100-jährigen Anlage sind sehr eng. Zusammen mit Umweltverbänden und den zuständigen Behörden wurden verschiedene Varianten untersucht und gemeinsam entschieden, dass ein Fischlift für den Fischaufstieg die beste und wirtschaftlichste Lösung ist.
Wie funktioniert dieser Fischlift?
Das Prinzip wird uns von der Natur vorgegeben: Fische folgen der Strömung. Es wird also eine Lockströmung bei den beiden Einstiegsbauwerken generiert und die Fische schwimmen durch einen Kanal bis zum Fischlift. Am Fusse des Liftschachtes schwimmen die Fische schliesslich in eine mit Wasser gefüllte Wanne (Reusenkorb), der automatisch schliesst. Anschliessend wird die Wanne mittels einer Winde hochgezogen. Oben angekommen werden die Fische automatisch über eine Rinne in den Wohlensee gespült.
Wie baut man eine solch aufwendige Anlage, während das Kraftwerk weiter Strom produziert und somit das Wasser fliesst?
Das Wasserkraftwerk Mühleberg ist mit sieben Turbinen ausgerüstet. Im Winterhalbjahr sind diese, aufgrund der geringeren Zuflüsse nicht alle miteinander im Einsatz. Die Bauarbeiten werden daher etappenweise vor den Turbinenausläufen ausgeführt.
Unser Beitrag zur Nachhaltigkeit
Mit unserem Handeln, unseren Produkten und Dienstleistungen tragen wir zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Umwelt bei. Die BKW entwickelt Lösungen für die Gestaltung von zukunftsfähigen Infrastrukturen und Lebensräumen. Dabei bekennt sie sich zu den Sustainable Development Goals der UNO. Mehr Infos zu unserem Nachhaltigkeitsmanagement finden Sie hier. |
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