Droht auch im nächsten Winter eine Strommangellage?

Seit letztem Herbst ist das Thema Strommangellage allgegenwärtig. Nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa wurde viel unternommen, um einen Engpass zu vermeiden. Doch wie geht es nun weiter? Im Interview erklärt Stephan Schmitt, Leiter Zentrale Leitstelle der BKW und Regionalverantwortlicher OSTRAL* «Center-West», warum die Schweiz noch nicht aus dem Schneider ist und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit sich die aktuelle Lage wieder entspannt.

 

Leistungs­erbringer

Stephan Schmitt, wie sind Ihre Einschätzungen für den Winter 2023/2024: Droht die nächste Mangellage oder haben wir das Schlimmste überstanden?

Stephan Schmitt: Im August 2022 startete die Stromsparkampagne des Bundesrates. Damals mussten wir davon ausgehen, dass uns im Winter 2022/23 effektiv eine Strommangellage droht, weil beispielsweise französische Kernraftwerke nicht zur Verfügung standen. Der milde Winter hat nun bewirkt, dass weniger Strom benötigt und somit gespart wurde. Aber eine Strommangellage wird in den nächsten Jahren immer wieder Thema sein.

Wie ist das zu verstehen?

Falls ein Winter sehr kalt wird und es zu ungeplanten Ausfällen von Kraftwerken im In- wie Ausland oder zu einer Beschränkung der Importkapazitäten kommt, kann es in den nächsten Jahren immer wieder zu einer Strommangellage kommen.

Welche Voraussetzungen müssten geschaffen werden, damit es künftig nicht dazu kommt?

Es müssen hinreichend Erzeugungskapazitäten im In- und Ausland inklusive Reserven zur Verfügung stehen. Wie schnell diese Voraussetzungen geschaffen werden können, hängt von grundlegenden politischen Entscheidungen ab. Wie schnell soll die Umsetzung der Energiestrategie vorangetrieben werden und welche Energiequellen wollen wir nutzen? Es stellt sich zudem die Frage, welchen Eigenversorgungsgrad die Schweiz erreichen möchte, unabhängig von der EU.

Hat die Schweiz in der aktuellen Situation Nachteile, da sie nicht in der EU ist?

Eine EU-Mitgliedschaft ist nicht notwendig für eine Entspannung der Lage. Viel wichtiger ist, dass wir eine gute vertragliche Beziehung, wie das Stromabkommen, mit der EU haben. Damit hätten wir Zugang zum Elektrizitätsbinnenmarkt.
Der Elektrizitätsbinnenmarkt ermöglicht den Produzenten und Konsumenten eine gleichberechtigte Teilnahme am Strommarkt. Dies wäre für uns eine wichtige Absicherung für den Energieaustausch in Notlagen.

Person lehnt stehend an einen Hochtisch
Stephan Schmitt, Leiter Zentrale Leitstelle der BKW und Regionalverantwortlicher OSTRAL* «Center-West»

Was kann jede und jeder Einzelne von uns beitragen, um die Situation etwas zu entschärfen?

Ein bewussterer Umgang mit Energie muss zu einer Grundhaltung in der Bevölkerung werden. Grundsätzlich hilft es, wenn wir uns immer überlegen, welche Geräte wir brauchen und welche wir ausschalten können – also komplett ausschalten und nicht nur in den Standby-Modus setzen. Jede eingesparte Kilowattstunde trägt dazu bei, dass für den kommenden Winter genügend Energie vorhanden ist. Bei der Anschaffung neuer Haushaltsgeräte achte ich ausserdem auf die passende Grösse für meinen Haushalt und auf die Energieeffizienzklasse – am besten A+++.
Wer ausserdem eine Photovoltaikanlage besitzt, sollte versuchen, den Energieverbrauch bestmöglich zu optimieren. Das gibt zwar erst mal einiges zu tun, doch wenn die Einstellungen für alle Geräte stimmen, ist die selbst produzierte Energie sehr effizient eingesetzt.

* OSTRAL ist die Organisation für Strom- versorgung in ausserordentlichen Lagen.

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Die BKW hat mit verschiedensten Massnahmen und Investitionen dazu beigetragen, dass die Schweiz heute besser auf eine Strommangellage vorbereitet ist.

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