Es ist Dienstagnachmittag im Handelsraum der BKW am Hauptsitz in Bern. Im Energiehandel arbeiten rund 100 Mitarbeitende – ein Teil von ihnen im Dreischichtbetrieb, rund um die Uhr, an sieben Tagen pro Woche. Die Intraday- Händlerinnen und -Händler sitzen an ihren Schreibtischen mit jeweils bis zu sechs Bildschirmen, darauf Preiskurven und Zahlen der verschiedenen Marktplätze. Ralf Minnig, Leiter Intraday-Handel: «Als ich vor 16 Jahren bei der BKW startete, gingen die Handelsvolumina gerade erst stark nach oben. Es herrschte nach der Jahrtausendwende eine regelrechte Aufbruchstimmung», erinnert er sich.
Erneuerbare Energien brauchen mehr Flexibilität
Durch die Dekarbonisierung verändern sich die Energiemärkte hin zu einem Produktionsmix, der zunehmend von erneuerbaren Energien geprägt ist. Deren Beitrag ist abhängig von der Tages- und der Jahreszeit – sprichwörtlich von Wind und Wetter. Wie viel Strom Wind-, Sonnen- und Laufwasserkraft effektiv erzeugen, respektive die Kundinnen und Kunden verbrauchen, zeigt sich erst kurzfristig. Dies erfordert einen flexiblen, kontinuierlichen Ausgleich von Stromangebot und -nachfrage auf den internationalen Kurzfristmärkten durch das Intraday-Team. «Der Flexibilitätsbedarf für diesen Ausgleich wird mit dem Ausbau der erneuerbaren Energieproduktionsanlagen deutlich steigen. Damit gewinnt der optimale Einsatz von flexibler Produktion weiter an Bedeutung. Dies bietet für die BKW als Marktteilnehmerin zusätzliche Chancen im Energiehandel, ohne dass wir den Fokus der Versorgungssicherheit unserer Kundinnen und Kunden aus den Augen verlieren», sagt Ralf Minnig.
Prinzipiell umfassen die Aktivitäten im Energiehandel der BKW drei Bereiche: die Bewirtschaftung und Absicherung der Stromproduktion aus eigenen Kraftwerken und Drittkraftwerken, das Kundengeschäft mit spezifischen Energielösungen und den Eigenhandel mit Standardprodukten. Dadurch werden die sich gegenseitig beeinflussenden Märkte für Strom, Erdgas, Kohle, Erdöl, Herkunftsnachweise und CO2-Zertifikate sowie deren Querbeziehungen untereinander abgedeckt. Die Gesamtsicht über die internationalen Grosshandelsmärkte sowie die langjährige Erfahrung in der Optimierung von Stromerzeugungsanlagen, verbunden mit kontinuierlicher Marktpräsenz im Eigenhandel mit Standardprodukten, bilden für die BKW die Basis für den weiteren Ausbau ihrer Handelsaktivitäten – zum Beispiel in Flexibilitätsmärkten.
Bereitstellung von Flexibilität als Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz und in Europa
Die BKW ist mit der integrierten Marktsicht und ihrer Kraftwerksexpertise in einer guten Ausgangslage, um verstärkt Flexibilitätsdienstleistungen zum kurzfristigen Ausgleich von Stromproduktion und -verbrauch zu erbringen. Sie deckt damit ein Marktbedürfnis ab, das mit der Energiewende rasant zunehmen wird. In der Vermarktung von Flexibilität kann die BKW auf etablierte Prozesse und ein internationales Team zurückgreifen. «Wir nutzen das Angebot unserer eigenen Speicherkraftwerke und poolen kleinere regelbare Anlagen. Nachfrager von Flexibilität sind Produzentinnen von erneuerbaren Energien, Netzbetreiber sowie Energieversorgerinnen und -verbraucher – und zwar international», erläutert Ralf Minnig.
Die BKW kann dank ihrer zentralen geografischen Lage Flexibilitäts-Dienstleistungen in der Schweiz und den Nachbarländern anbieten und die Versorgungssicherheit in Europa stärken. Diese Drehscheibenfunktion baut die BKW im Handel weiter aus. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Intraday-Handel zu. «Der Intraday-Handel leistet zusammen mit den Kraftwerken der BKW einen wichtigen Beitrag zur sicheren Stromversorgung der Kundinnen und Kunden, zur Netzstabilität und zur Umsetzung der Energiewende», sagt Ralf Minnig.
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