Adrian Wälti ist Gebietsleiter Emmental bei BKW Power Grid, bewirtschaftet zusammen mit seinem Vater einen Landwirtschaftsbetrieb und kümmert sich ausserdem unter der Arbeitswoche an drei Halbtagen um sein bald dreijähriges Kind. Mehr flexibles Arbeitszeitmodell geht praktisch nicht. Wir haben ihn gefragt, wie es ihm damit geht und was er Kollegen rät, die vor der gleichen Herausforderung – Beruf und Familie – stehen.
Wie sieht denn eine typische Arbeitswoche bei Ihnen aus?
In der Regel bin ich mittwochs und freitags den ganzen Tag für die BKW im Büro oder auf der Baustelle anzutreffen. Montag, Dienstag und Donnerstag verbringe ich morgens Zeit mit unserem Kind. Nachmittags bin ich wieder im Büro am Standort Emmenmatt. Die landwirtschaftlichen Arbeiten sind relativ stark witterungs-, respektive saisonabhängig. Häufig arbeite ich abends und am Wochenende mehr auf dem Betrieb mit. Wenn Arbeitsspitzen anstehen, verlasse ich das BKW Büro durchaus schon mal früher. Die Arbeit mit den Tieren und draussen auf dem Feld geben mir die nötige Abwechslung vom Büroalltag.
Das klingt nach drei Jobs auf einmal. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Die Zusammenarbeit am Stützpunkt Emmenmatt funktioniert hervorragend. Ich kann mich auf ein super Team verlassen. Zu Hause arbeitet meine Familie zusammen mit den landwirtschaftlichen Auszubildenen auf dem Betrieb mit. Und unser Kind hat mittlerweile auch ein Alter, in dem es mich ab und zu im Stall, oder auf dem Feld im Traktor begleiten kann – so kann ich zwei «Jobs» miteinander kombinieren. Zudem ist meine Frau als Netzingenieurin auch in der Branche tätig. Das gegenseitige Verständnis hilft sicher auch, alles unter einen Hut zu bringen. Trotzdem sind meine Tage sehr gut ausgefüllt. Entsprechend würde ich zu mehr persönlicher Zeit, zum Beispiel für Hobbys, auch nicht nein sagen.
Als Sie vor ein paar Jahren Vater wurden, wollten Sie ihr Arbeitspensum bei der BKW auf 60 Prozent reduzieren, um die Betreuungsarbeit gleichberechtigt mit ihrer Frau zu teilen. Gleichzeitig wurde Ihnen die Gebietsleitung Emmental angeboten, eigentlich ein 100-Prozent-Job. Wie haben Ihre Führungskräfte reagiert?
Bei BKW Power Grid gab es in der Geschäftseinheit Netzbetrieb bereits das Beispiel einer Führungskraft mit einem 70-Prozentpensum. Dieses Pensum war – nach kurzer Absprache mit meiner Frau – für mich auch möglich. Meine direkten Führungskräfte haben mich diesbezüglich sehr gut unterstützt und mir den Weg zu meiner heutigen Funktion im Teilzeitpensum ermöglicht. In meinem Umfeld, sowohl privat als auch beruflich, gibt es aber leider immer noch Führungskräfte, die für Führungsaufgaben ein Vollzeitpensum fordern. Ich bin mir aber sicher, dass auch hier ein Wandel stattfinden wird.
Wäre ein 100-Prozent-Job nicht einfacher?
Mit meinem Teilzeitpensum kann ich natürlich nicht an jeder eingeladenen Besprechung dabei sein. Ich versuche im Vorfeld abzuwägen, welche Termine für das Erfüllen meiner Aufgaben unbedingt notwendig sind, und wo ich am meisten beitragen kann. Für mich ist auch wichtig, mich am Tagesgeschäft zu beteiligen und den Puls an der Front bei den Kunden zu spüren. Ich finde, Teilzeitarbeit ist eine Win-Win-Situation: Ich kann arbeiten und trotzdem mein Kind beim Aufwachsen begleiten. Die Arbeitgeberin hat meiner Meinung nach den Vorteil, dass Teilzeitarbeitende die Arbeiten effizienter erledigen, da ihnen für Unproduktives weniger Zeit bleibt.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Bauernhof? Wie löst du sie?
Mein totales Arbeitspensum liegt deutlich über 100 Prozent. Entsprechend möchte ich meine Zeit möglichst sinnvoll einsetzen. Als Landwirt ist man stark von den Schönwetterphasen abhängig. Das Anbaujahr 2024 war herausfordernd. Mit den wenigen Sonnenstunden im Sommer und Herbst mussten viele Arbeiten gleichzeitig und auch am Wochenende erledigt werden. In solchen Situationen freue ich mich besonders auf meine Betreuungshalbtage, insbesondere den am Montagmorgen. Als Familie haben wir zum Glück das Privileg, dass meine Frau mit ihrem 60-Prozentpensum und ich beide ähnlich viel zu unserem Lebensunterhalt beitragen können. Bei vielen Familien kann das unterschiedliche Einkommen einer gleichmässigen Aufteilung der Familienarbeit entgegenstehen.
Was raten Sie anderen Männern, die Teilzeit arbeiten wollen?
Erst vor kurzem habe ich gemerkt, dass ich als Mann mit Teilzeitpensum alles andere als die Regel bin. Dabei ist das Leben sehr bereichernd, wenn man(n) neben der Arbeit seiner Passion nachgehen und mehr Familie geniessen kann. Ich bin auch der Überzeugung, dass dies einen positiven Effekt auf die Arbeitsleistung und die Zufriedenheit hat.
Liebe Kollegen, falls es die Familien- und Lebenssituation zulässt, wagt den Schritt hin zur Teilzeitarbeit! Ich bin mir sicher, dass dich auch deine direkte Führungskraft unterstützt, wenn sie dieses Interview gelesen hat. In Zukunft werden wir als teilzeitarbeitende Männer nicht mehr derart in der Minderheit sein.
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