Die BKW ist heute ein Unternehmen mit 125 Berufen. Wie hat sich diese Vielfalt entwickelt, seit Sie vor 16 Jahren bei der BKW angefangen haben?
Daniela Aeberhard: Durch die Digitalisierung haben sich viele Berufe verändert. Gerade für Ältere, die nicht mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, kann diese Entwicklung eine Herausforderung sein. Es sind aber auch neue Berufe entstanden, zum Beispiel der Solarteur beziehungsweise die Solarteurin. Dieser Job ist sehr wichtig, um den inzwischen riesigen Bedarf bei der Installation von Solaranlagen zu decken.
Was raten Sie Betroffenen, deren Beruf sich weiterentwickelt?
Wichtig ist, neugierig und offen für Neues zu bleiben, geduldig mit sich selbst zu sein und sich nicht zu scheuen, die jüngeren Arbeitskolleginnen und -kollegen um Unterstützung zu bitten. Das Gleiche gilt aber auch umgekehrt: Jüngere können von der Erfahrung der älteren Mitarbeitenden profitieren.
Es herrscht Fachkräftemangel. Welche Bereiche sind besonders betroffen?
Vor allem die handwerklichen Berufe. Bei uns sticht dabei sicherlich der Netzelektriker heraus. Auch im Engineering, in der IT und bei den Architekten, sowie leider bei vielen anderen Berufsfeldern, fehlt es an Spezialistinnen und Spezialisten.
Wie entgegnen Sie dem Kampf um Talente?
Die BKW ist eine attraktive Arbeitgeberin, die sinnstiftende Tätigkeiten anbietet und Lebensräume lebenswert macht. Bei einer Firma zu arbeiten, die etwas Sinnvolles für die Gesellschaft und die Umwelt tut, ist vielen wichtig. Gerade jüngere Leute suchen solche Jobs, mehr, als es noch vor 20 Jahren der Fall war. Bei uns sind die Mitarbeitenden zudem Teil eines Netzwerks mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten – innerhalb des Konzerns, aber auch in Ländern wie Deutschland und Österreich.
Wieso müssen Sie um Fachkräfte kämpfen?
Das ist nicht nur eine Branchen-, sondern eine generelle Thematik. Es kam zu einer Überakademisierung, also einer Überbetonung des Studiums. Dadurch hat sich in vielen Köpfen das Bild festgesetzt, dass handwerkliche Berufe gesellschaftlich weniger angesehen sind. Als Arbeitgebende müssen wir dieses Bild korrigieren. Jedes Berufsfeld ist gleichermassen relevant, um das Gesamtsystem zu erhalten.
Wie lässt sich das falsche Bild konkret berichtigen?
Es braucht im Umgang mit allen Mitarbeitenden mehr Wertschätzung. Diese kann auf unterschiedliche Art gezeigt werden. Es beginnt mit einem einfachen Danke, kann aber weitergehen zu mehr Salär oder mehr Flexibilität in der Ausübung des Berufs. Die Zeiten von Profitmaximierung auf Kosten der Mitarbeitenden sind vorbei. Handwerkliche Berufe und ihre schönen Seiten müssen zudem wieder mehr hervorgehoben werden. Hier haben es auch die jeweiligen Verbände versäumt, mehr für die Attraktivität der Berufe zu tun.
Quereinsteigende können vom Fachkräftemangel profitieren. Wer hat besonders gute Karten, einen Job in einem anderen Gebiet zu ergattern?
Solarteur:innen und Netzelektriker:innen sind im Moment besonders gefragt. Wer sich bewerben möchte, sollte offen, flexibel und motiviert sein und über einen guten Durchhaltewillen verfügen. Auch sollte man wetterfest und schwindelfrei sein und gerne mit den Händen anpacken. Interessant ist der Quereinstieg in diese Berufe zum Beispiel für Elektroinstallateure, Schreinerinnen, Spengler oder Dachdeckerinnen. Mit diesen Erstausbildungen kann die Zweitausbildung je nachdem verkürzt werden. Wichtig ist zudem, dass man Deutsch oder eine andere Landessprache spricht. Denn in diesen Berufen gibt es sehr hohe Sicherheitsanforderungen. Eine gute Verständigung ist daher wichtig.
Wie werden Quereinsteigende auf ihrem neuen Berufsweg betreut?
Sie werden von den Fachspezialist:innen und Praxisbildner:innen ausgebildet und eng begleitet. Zusätzliches fachspezifisches Know-how erlernen sie in Kursen oder der Berufsschule. Wir bieten Quereinsteigenden bei der Berufsbildung ein sehr gutes Gesamtpaket, das ihnen ermöglicht, trotz Verpflichtungen und einem gewohnten Lebensstandard eine zweite anerkannte Berufslehre zu absolvieren. Grundsätzlich bringen Zweitlernende durch ihre vorherige Tätigkeit Berufserfahrung mit. Diese Erfahrungen möchten wir anerkennen. Entsprechend ist das Einstiegssalär sowie die Entwicklung während den Lehrjahren am Salär von ausgelernten Fachspezialist:innen ausgerichtet. Wurde bereits eine Erstausbildung in einem verwandten Berufsfeld gemacht, stehen die Chancen hoch, die Lehre um ein Jahr zu verkürzen.
Was macht die BKW als Arbeitgeberin attraktiv?
Wie gesagt: Wir bieten sinnstiftende Tätigkeiten, und unsere Mitarbeitenden gestalten lebenswerte Lebensräume – für die Gegenwart und auch für die Zukunft. Da unser Netzwerk aus über 140 Unternehmen besteht, gibt es viele Möglichkeiten, sich innerhalb des Konzerns weiterzuentwickeln. Regional, aber auch international. Wer bei uns arbeitet, erhält einen Arbeitsplatz, den es auch in Zukunft braucht. Viele schätzen diese Sicherheit – genauso wie unsere gute Unternehmenskultur.
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