Wann steht die zweite Staumauer am Grimsel?

94 Millionen Kubikmeter Wasser sind im Grimselsee gestaut. Er ist damit ein wichtiges Wasserreservoir für die Stromproduktion der Kraftwerke Oberhasli. Diese wurden 1925 von der BKW gegründet, daran beteiligt sind auch der Kanton Basel-Stadt sowie die Städte Bern und Zürich.

Gebändigt werden die Wassermassen des Grimselsees von der Spitallamm-Staumauer. Sie ist ein Pionierwerk, das mutige Arbeiter und Ingenieure von 1925 bis 1932 erbaut haben. Konzipiert wurde sie als sogenannte Bogengewichtsmauer. Das ist eine Mauer, die das Wasser sowohl durch ihr Gewicht als auch durch ihre Abstützung links und rechts im Fels zurückzuhalten vermag.

Äussere und innere Mauer lösen sich voneinander

In den 1960er-Jahren stellten Kontrolleure fest, dass sich der innere Teil der Mauer langsam vom äusseren löst und Richtung Seeinneres bewegt. Um dieser sogenannten  Bauwerkstrennung entgegenzuwirken, prüfte man verschiedene Sanierungsmöglichkeiten. Die Pläne wurden allerdings verworfen – unter anderem deshalb, weil sich im See unmittelbar vor der Mauer immer mehr Gestein ablagert und den Zugang zu den Installationen versperrt. Zudem fürchteten die Fachleute, dass sich bestehender und neuer Beton nicht gut vertragen, was zu ungewollten chemischen Reaktionen und Betonschäden führen könnte. Zusätzlich blockierten Einsprachen wegen des Moorschutzes alle Vorhaben.

Mauer vor der Mauer

Die Spezialisten entschieden sich schliesslich für eine andere, erst noch kostengünstigere Variante: eine Mauer vor der Mauer zu bauen und die alte zu fluten, sobald die neue steht. 2025 soll die neue Mauer fertig sein. Sie ist rund 113 Meter hoch und 212 Meter lang. Die alte Mauer misst 114 Meter und hat eine Länge von 258 Metern. Weil die Bedingungen auf knapp 1900 Metern Höhe rau sind, kann jeweils nur von Mai bis Oktober gebaut werden (mehr zum Bau unter grimselstrom.ch).

Die neue Staumauer ist so konzipiert, dass sie erhöht werden kann. Über eine Erhöhung wurde seit 30 Jahren debattiert. Letztes Jahr hat das Parlament grünes Licht gegeben. Konzession und Baubewilligung fehlen aber noch. Vorgesehen ist eine Erhöhung um 23 Meter, was die Kapazität fast verdoppelt. Dauern würde der Bau rund fünf Jahre.