Feuer verschiebt den Start

Natürlich wird ein solches Kraftwerk nicht einfach ohne Test aufgeschaltet. Im Fall von Mühleberg lief der Testbetrieb rund eineinhalb Jahre, ab dem 7. März 1971. An jenem Tag wurde auch gleich erstmals der sogenannte kritische Zustand erreicht. Das tönt drastisch, ist es aber nicht. Die sogenannte Kritikalität bezeichnet nämlich nur den eigentlich normalen Betriebszustand eines Kernreaktors und besagt: Es findet eine Kernreaktion statt, die sich ständig selbst erneuert. Also der Hauptprozess, der Kernenergie überhaupt erst ermöglicht.

In einem ganz anderen Sinn wurde es aber am 28. Juli 1971 während des Testbetriebs in Mühleberg kritisch. Im Turbinenraum entzündete sich ausgeflossenes Öl. Die Folge: ein Brand, eine Explosion. Die Feuerwehr der Stadt Bern war vertraglich zum Eingreifen verpflichtet, zeigte sich gemäss der Überlieferung aber gehemmt und agierte in der Nähe des Reaktors nur zögerlich. Der Brand verzögerte die Inbetriebnahme des KKM  um knapp ein Jahr. Am 6. November 1972 war es dann soweit. Das KKM nahm seinen kommerziellen Leistungsbetrieb auf und produzierte danach zuverlässig bis zur Abschaltung im Dezember 2019 Strom.